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Frauenportät #16

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    #16 Lolita – Edith Zuser (1931 – 2010)

 
 
©Kulturabteilung der Stadt / Stadtmuseum
Die aus Spratzern stammende „Dita“ arbeitete als Kindergärtnerin, als Sachbearbeiterin in einer Spinnerei und als Zahnarztassistentin bevor sie unter dem Namen „Lolita“ ein internationaler Schlagerstar wurde.
Ihre Karriere hat - relativ spät - im Alter von 26 Jahren begonnen. Gesungen hat sie allerdings schon seit frühester Jugend, wobei sie von ihrer Mutter, die ebenfalls einen schönen Mezzosopran besaß, unterrichtet wurde. Ihr Vater nahm sie sonntags auch gerne mit ins Wirtshaus, wo sie auf den Tisch gestellt, so ziemlich alles sang, was sie damals kannte. Etwas geordneter ging es in der Kirche zu, wo sie bei Krippenspielen meist den Joseph sang.
1954 sang sie, bei einer Hochzeit eines Bekannten, im Dom St. Pölten das „Ave Maria“. Ihre Stimme sorgte für solche Furore, dass die Leute vom Markt in den Dom strömten und voller Begeisterung zuhörten. Auch sonst trat sie damals immer wieder bei lokalen Veranstaltungen auf, darunter Matineen im Parkkino, ehe sie 1956 bei einem Unterhaltungsabend in Wien für den erkrankten Gerhard Wendland einsprang und auf sich aufmerksam machte. Es folgte ein Vertrag als Backgroundsängerin in Wien, wobei sie jeden Abend um 2.00 Uhr nachts nach St. Pölten zurück kam und dort von ihrer Mutter mit dem Rad abgeholt wurde, ehe sie um 6.00 Uhr morgens wieder zu ihrer beruflichen Tätigkeit nach Harland aufbrach.
1957 gelang ihr schließlich mit dem Schlager „Weißer Holunder“ der Durchbruch, mit dem sie auch im gleichnamigen Film zu sehen war. Kurz darauf erhielt sie einen Plattenvertrag bei Polydor. Noch im selben Jahr eroberte sie mit „Der weiße Mond in Maratonga“ den 2. Platz der deutschen Hitparade. 1958 erhielt sie, ohne dass sie lang gefragt worden wäre, ihren neuen Namen „Lolita“. Lolita, die zuvor noch nie das Meer gesehen hatte, gelang ihr größter Charterfolg mit dem Lied „Seemann, deine Heimat ist das Meer“, das unter anderem von Freddy Quinn oder Andrea Berg gecovert wurde. Das Lied erreichte nicht nur in Deutschland Platz 2 in der Hitparade, sondern auch als 1. deutschsprachige Single Platz 5 in den amerikanischen Charts. Insgesamt wurden 2 Millionen Schallplatten dieses Titels verkauft, was ihr auch eine Goldene Schallplatte einbrachte.
In den späteren Jahren wandte sich die ausgezeichnete Sängerin dann verstärkt der volkstümlichen Musik zu und moderierte einschlägige Fernsehsendungen.
Lolita starb 2010 an den Folgen eines Krebsleidens in ihrer Wahlheimat Großgmain bei Salzburg. Sie verkaufte in ihrer Karriere weltweit mehr als 20 Millionen Schallplatten.

 
Bild: Kulturabteilung der Stadt / Stadtmuseum
Text: Büro für Diversität

 

Hermann J. Painitz. Selbstverständlich

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AUSSTELLUNG ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH | ST. PÖLTEN

HERMANN J. PAINITZ. SELBSTVERSTÄNDLICH

 29/03 - 24/08/2014


Hermann J. Painitz und Dieter Bogner, Foto: Helmut Lackinger
Die Präsentation der Monografie "Hermann J. Painitz. Selbstverständlich" am 18. Mai 2014 fand im Rahmen eines Künstlergespräches mit Dieter Bogner, dem bekannten Museumsplaner und Kunstsammler statt.
Gleich zu Beginn der gut besuchten Veranstaltung lobte Dieter Bogner das Verdienst der Zeit Kunst Niederösterreich, eine wissenschaftliche Abhandlung dieses Volumens über einen zeitgenössischen österreichischen Künstler herausgegeben zu haben. Immerhin umfasst das auf der Dissertation von Alexandra Schantl, der künstlerischen Leiterin der Zeit Kunst Niederösterreich, basierende Werk aus dem Kerber Verlag exakt 400 Seiten und stellt darin heimisches Kunstschaffen des 20. und 21. Jahrhunderts in einen internationalen Kontext. Weitere Textbeiträge des reich bebilderten Kataloges stammen von Adam Jankowski, Christian Theo Steiner, Thomas D. Trummer, Elisabeth von Samsonow und schließlich von Hermann J. Painitz selbst, der sich hier als nicht minder wortgewaltig denn im persönlichen Gespräch erweist. Dabei geben sowohl die Monografie als auch die gleichnamige Ausstellung einen Überblick über das Gesamtwerk des 1938 geborenen Künstlers, der als Verfechter einer "logischen" Kunst gilt.

Ausstellungsansicht 2014, ©Bildrecht, 
Wien 2014. Foto: Christoph Fuchs
Dass Hermann J. Painitz auch mit seinen 76 Jahren noch genügend revolutionären Geist besitzt, stellte er im Gespräch mit Dieter Bogner mehrfach unter Beweis, etwa als er aus seinen Manifesten vorlas, die die Zuhörer schon durch ihre Titel "Ist Kunst logisch?", "Jede Kunst ist logisch", "Kunst kann nicht logisch sein" herausfordern. Spätestens jetzt ist der Zusammenhang mit der Sprachphilosophie eines Ludwig Wittgenstein evident, genauso wie die Tatsache, dass die Kunst des Hermann J. Painitz sehr dem Denken verpflichtet ist. So nannte der Künstler die Struktur als Grundlage für die Nachvollziehbarkeit eines Kunstwerks, auf die die Materialien angewendet werden müssen. Als Auflösung der in seinen Manifesten gestellten Fragen, welche sich nach eigenen Aussagen gegen die Ewiggestrigen wenden, bezeichnete Hermann J. Painitz den Künstler als das einzig logische Produkt einer Gesellschaft überhaupt. Religion, Krieg, Konsum, Energie und Wissenschaft hingegen seien unlogisch.

Monografie „Hermann J. Painitz“, Foto: H. Lackinger
Dieter Bogner kritisierte die Trennung der Kunstgattungen im Museumssystem, das dem Werk von Künstlern, die in verschiedenen Medien arbeiteten, nicht gerecht würde und lobte zugleich, dass die Zeit Kunst Niederösterreich eine solche Zusammenschau jedoch ermögliche. Hermann J. Painitz forderte das Interesse aller Künstler an den Geisteswissenschaften und sprach sich insbesondere für eine Verbindung von Literatur und bildender Kunst aus.


Ausstellungsansicht 2014,  
© Bildrecht, Wien 2014. Foto: Christoph Fuchs
Die anschließende Dialogführung durch die Ausstellung mit Alexandra Schantl begann mit frühen Papierarbeiten des Künstlers aus den 1960er Jahren, die der gelernte Gold- und Silberschmied nach seiner Rückkehr aus London im Collageprinzip anfertigte. Werke wie "Zwei verschränkte Reihen auf sechs Blättern" aus dem Jahr 1963 basieren auf Zahlenreihen, denen Farben zugeordnet werden. Besonders interessant ist dabei, dass diese den Arbeiten zugrunde liegenden Notationen, in denen das Kunstwerk schon fertig gedacht ist, ebenso betrachtet werden können. Auch im Ausstellungsrundgang mit Hermann J. Painitz ist dessen rebellischer Geist immer wieder zu spüren, etwa als er vor seinem Werk "Entwürfe für die Planierung der Alpen" aus dem Jahr 1969 stehend "Den Gamsbart ab!" fordert.


Ausstellungsansicht 2014, ©Bildrecht, 
Wien 2014. Foto: Christoph Fuchs

Die meisten Arbeiten des Künstlers zeigen seine intensive Auseinandersetzung mit Zeichensystemen, was oft mit dem Weglassen von Überflüssigem einhergeht wie bei den Statistischen Personenporträts, bei denen die kleinste Form für die Existenz einer Person ihr Herzschlag ist. Die Idee von der nachvollziehbaren Struktur eines Kunstwerks wiederum führt direkt zur Objektsprache des Hermann J. Painitz, bei der eine kurze Erklärung genügt, um das verschlüsselte Werk lesbar zu machen. Bei den Hammer-, Brot- und Zangenalphabeten des Künstlers werden die konventionellen Buchstaben durch Objekte ersetzt, mit denen wiederum wie bei einem ganz gewöhnlichen Alphabet alles geschrieben und gelesen werden kann. Die Liebe des Künstlers zur Literatur spricht aus seinem Werk "Jonathan Swift" aus dem Jahr 1973, in dem er den Anfang von "Gullivers Reisen" textlich verschlüsselt, den Bogen zur Natur schließt sein zwischen 1987 und 1988 entstandener Grafikzyklus "Die Vögel". Hier fasziniert den Künstler ganz besonders die Farbverteilung am Gefieder der Tiere als deren Sprache.


Ausstellungsansicht 2014, ©Bildrecht, 
Wien 2014. Foto: Christoph Fuchs
Sowohl die Monografie "Hermann J. Painitz. Selbstverständlich" als auch die Ausstellung laden dazu ein, sich auf spielerische und gleichzeitig den Intellekt herausfordernde Art und Weise Gedanken über die Welt zu machen, in der wir leben.

Text: MMag. Ursula Düriegl


Ausstellungsansicht, 2014
© Bildrecht, Wien 2014. Foto: Konstantin Rössl

Ausstellungsort: Landesmuseum Niederösterreich, Shedhalle, Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Öffnungszeiten: Di - So, 9.00 – 17.00 Uhr, www.zeitkunstnoe.at

Frauenporträt #17

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 #17 Maria Trilety – Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete


© Stadtarchiv Baden
Als Tochter eines Wagnermeisters kam Maria Trilety in Weikersdorf (jetzt Stadtteil von Baden) am 3. Mai 1878 zur Welt. Sie besuchte die Volks- und Bürgerschule in Baden, dann eine zweijährige höhere Fortbildungsschule und Handelsschule in Wien. In erster Ehe heiratete sie den Bäckergehilfen Ludwig Brunner. Beide fanden ihre politische Heimat in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und wurden für diese in ihrer Heimat Baden tätig. Obwohl erst durch die am 18. Dezember 1918 beschlossene Wahlordnung Frauen das allgemeine Wahlrecht erhielten, zog Maria Brunner bereits im November 1918 als erste Frau in den Badener Gemeinderat ein. Ihr Gatte Ludwig Brunner verzichtete auf seinen Gemeinderatssitz, da „nach der gesetzlichen Vorschrift aber eine nahe Verwandschaft in dieser Körperschaft nicht statthaft ist“, wie die Badener Zeitung zum 27. November 1918 berichtete.
Während ihrer kurzen aktiven Zeit im Badener Gemeinderat engagierte sie sich gemeinsam mit den anderen Vertretern der sozialdemokratischen Arbeiterpartei für Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Armut und der Wohnungsnot. Am 10. März 1919 wurde ein von ihrer Fraktion eingebrachter Antrag betreffend Delogierung oder Ausmietung von Familien, Schaffung von Abhilfe durch Notstandswohnungen und Inangriffnahme von Bauten von Kleinwohnungen angenommen. In der vorausgegangenen Debatte ergriff auch Maria Brunner das Wort: „Die Wohnungsfrage ist für die armen Leute von jeher sehr dringend ... Es ist ja bekannt, dass die Kinder sich selbst überlassen sind und in den Häusern viel ruinieren, sie verlottern und stellen alles mögliche an. Was das Armen- und Waisenhaus anbelangt, so ist die Unterbringung nur momentan möglich, nicht aber auf die Dauer. Es ist notwendig, dass die Stadtgemeinde Baden als großer Kurort vorangeht bezüglich der Kleinwohnungen, Arbeiterhäuser, damit die Familien anständig wohnen können, wie es sich gehört. Denn es gibt Wohnungen, die kaum Wohnungen zu nennen sind. Der Herr Bürgermeister [= Dr. Franz Trenner] als Arzt wird in der Lage sein, sich ein Urteil über den Gesundheitszustand der zukünftigen Kinder, der Proletarierkinder zu bilden …“ (zit. nach Wagner).
Um für unterstandslose Familien Wohnraum zu schaffen, wurden die Baracken des ehemaligen Kriegsspitals herangezogen; die Lebensbedingungen dort waren aber katastrophal, wie Maria Brunner anlässlich eines weiteren Dringlichkeitsantrages am 7. April 1919 schilderte: „Ich habe mir die Baracken mit den Wohnungen angesehen. Es sind 34 Parteien mit 139 Personen, darunter Familien mit 5 bis 9 Kinder. Es wird der Dringlichkeitsantrag gestellt, weil bereits Beschwerden gelaufen sind. Ein großer Teil der Familien ist verlaust. Es sind Notwohnungen. Es wäre Pflicht gewesen, diese Baracken zu untersuchen, ob sie auch bewohnt werden können. Sie sind nicht gereinigt … Mir war den ganzen Tag übel vom Geruch … Es muss die Forderung nach sofortiger Remedur [Abhilfe, Beseitigung eines Missstandes] gestellt werden, damit nicht fürchterliche Krankheiten entstehen. Es sind nette Leute drinnen, die im Großen und Ganzen zu bedauern sind. Den netten und reinen Familien dort werden die Möbel verwanzt und verlaust. Die sozialdemokratische Fraktion muss an die Gemeindeverwaltung das Ersuchen stellen, dort draußen Ordnung zu schaffen …“ (zit. nach Wagner).
Weitere Aktivitäten Maria Brunners zielten auf die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten auch für Frauen und auf eine Verbesserung der Entlohnung ab. So setzte sie sich dafür ein, dass die weiblichen und männlichen Angestellten in den Bädern endlich eine feste Entlohnung als Existenzminimum erhielten und nicht mehr nur auf Trinkgeld angewiesen wären. Sie kritisierte auch die Entlohnung, die für die Putzarbeiten in den Schulen vorgesehen war: „Bei dieser Beschäftigung kann man aber mit 6 K[ronen] nicht auskommen und es ist wahrscheinlich, dass hier der Unwille zum Ausbruche kommt. Wir alle tragen die Verantwortung, dass allen Menschen, die hier in Baden wohnen, die unsere Mitbürger sind, die Lebensmöglichkeit geboten wird. Wenn die Gemeinde auf dem Standpunkt steht, nicht wie die Kommune Wien eine Auszahlung der Arbeitslosenunterstützung aus ihren Mitteln vorzunehmen, so erwächst andererseits die Pflicht, für eine ausreichende Arbeitsmöglichkeit aller Arbeitslosen zur sorgen, d .i. auch für die Frauen und Mädchen.“ Sie richtete einen Apell an die wohlhabenden Bürger von Baden, mit Spenden Arbeitslose, Heimkehrer und Invalide zu unterstützen. Denn eine solche Hilfe wäre eine moralische Verpflichtung.
Bereits im Mai 1919 nahm sie auch ihre Tätigkeit als Abgeordnete im Landtag auf. Während der Loslösungsphase Wiens von Niederösterreich zwischen dem 11. November 1920 und dem 11. Mai 1921 gehörte sie der Kurie Niederösterreich Land an. Ihr Engagement dort ließ ihr immer weniger Zeit für die Arbeit im Gemeinderat. Als am 11. Juni 1919 die Neuwahl des Bürgermeisters und der geschäftsführenden Gemeinderäte stattfand, fand sich ihr Name nicht mehr auf der Liste. 1920 ließ sie sich scheiden; später heiratete sie wieder. Als Maria Kraichel blieb sie bis zum 20. Mai 1927 Abgeordnete zum Landtag.


© Stadtarchiv Baden

Text: Elisabeth Vavra
Quelle: Sabine Wagner, Marie Brunner – Badens erste Gemeinderätin, in: Badener Zuckerln – Aus der Arbeit des Stadtarchivs 33 (1912)
Bildnachweis: Stadtarchiv Baden

Die Au und ihre Tümpel

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Donaubecken Landesmuseum,
Foto: H. Lackinger
Was gehört eigentlich alles zu einem Fluss? Wo fängt er an, wo hört er auf?
Auf diese Frage würden wohl die meisten antworten, dass ein Fluss aus einem wassergefüllten Flussbett und seinem Ufer besteht und dass er an seiner Quelle beginnt und bei der Mündung endet. Das ist zwar nicht falsch und es handelt sich hierbei auch um sehr wichtige Elemente dieses Lebensraumes, aber zu einem funktionierenden Fluss gehört noch vieles mehr! Ein wesentlicher Bestandteil eines naturbelassenen Flusses ist eine intakte Au.

Flüsse haben die Aufgabe, Niederschläge abzutransportieren und letztlich dem Meer zurückzugeben. Damit schließt sich der ewige Kreislauf des Wassers. Je nach Niederschlagsmenge führt ein Fließgewässer unterschiedlich viel Wasser und benötigt demnach auch einmal mehr und einmal weniger Platz um es abzutransportieren. Diesen Platz bietet ihm im Idealfall ein weitläufiges Augebiet, welches es an seinen Ufern begleitet und durch den Wechsel von Überflutung und Trockenfall gekennzeichnet ist.

Auen sind wichtige, artenreiche und fruchtbare Gebiete, die ebenfalls zum Lebensraum Fluss gezählt werden müssen. Hierhin kann sich der Fluss bei hohen Wasserständen ausdehnen. Der schwammartige Boden hält viel Wasser zurück und verhindert somit große, zerstörerische Hochwasserwellen. Auch wird das Wasser hier gefiltert, was die Au zu einem wichtigen Bestandteil der Selbstreinigungskraft eines Fließgewässers macht. Landläufig heißt es ja, verschmutztes Wasser müsse lediglich über sieben Steine laufen, um wieder sauber zu werden. Ganz so einfach ist es nicht, aber durch eine anständige „Aubodenfiltration“ kann schon einiges im Punkto Wasserqualität erreicht werden.


Autümpel im Landesmuseum, Foto: A. Giesswein
Viele speziell an wechselnde Bedingungen in einer Au angepasste Pflanzen und Tiere finden in der Au perfekte Bedingungen. Diese besteht in der Regel nicht nur aus Wald und dazwischen eingestreuten Feuchtwiesen, sondern sie beherbergt auch eine Reihe flussbegleitender Gewässer. Es wird zwischen einigen verschiedenen Arten von Augewässern unterschieden. Die meisten der stehenden Gewässer in einer Au entstehen dadurch, dass ein Stück des Flusses, eine Flussschlinge oder Ähnliches, durch das Anhäufen von Material wie Äste, Schlamm und Steine, vom Hauptfluss abgeschnitten wird. Oder es wird eine Flussschlinge vom Fluss durchbrochen und somit der Lauf verändert. Der ehemalige Mäander bleibt als Altwasser zurück. Diese Gewässer führen in der Regel ganzjährig Wasser und sind wichtige Habitate für viele Insekten, Fische und Wasservögel.
Neben diesen Augewässern gibt es noch verschiedene Kleingewässer, die dem Namen Tümpel alle Ehre machen. Sie führen wie es der Definition eines Tümpels entspricht, nur zeitweise, bedingt durch Überschwemmungen oder hohe Grundwasserstände, Wasser. Durch diese stark wechselnden Bedingungen werden an die Tiere und Pflanzen in diesen Gewässern ganz besondere Anforderungen gestellt.
Tümpel sind meist nur wenige Dezimeter tief und lediglich ein paar Wochen, höchstens einige Monate im Jahr mit Wasser gefüllt. In der übrigen Zeit erinnert für gewöhnlich nur eine getrocknete, rissige Schlammfläche an ihre flüchtige Existenz. Echte Wasserpflanzen sucht man hier meist vergeblich. Findet man am Grund eines Tümpels etwas Grünes, so sind es größtenteils Landpflanzen, welche kurze Überschwemmungsphasen aushalten können.

Aquarium Landesmuseum, Foto: H. Lackinger

Diese kurzlebigen Kleingewässer beherbergen eine eigentümliche Tiergesellschaft. Neben verschiedenen Einzellern, Insektenlarven und anderen Klein- und Kleinstorganismen sind vor allem unterschiedliche Arten von niederen Krebsen typisch für solche Lebensräume. Sie überstehen die Trockenperioden in Form sogenannter Dauereier, die oft mehrere Jahre, Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte im Trockenen überleben können. Sobald sie mit Wasser in Berührung kommen wird ihre Entwicklung fortgesetzt und nach wenigen Tagen schlüpft eine neue Generation Krebse.
Im Bereich der March- und Thayaauen gibt es einige Tümpel, die dafür berühmt geworden sind, dass sie sogenannte Urzeitkrebse beheimaten. Diese Tiere gibt es seit etwa 280 Mio. Jahren. Sie sind schon in Tümpeln geschwommen, lange bevor die ersten Dinosaurier daraus getrunken haben. Auch diese urtümlichen Tiere verfolgen bis heute sehr erfolgreich die Strategie der Dauereier, um in ihren vergänglichen Lebensräumen zu bestehen. Besonders gut kann man die kleinen Lebewesen bei der "Tümpelwiese" beim Marchegger Pulverturm und in den "Langen Lüssen" bei Marchegg-Bahnhof beobachten.
 

Gelbbauchunke, Foto: M. Schaar
Auch die Gelbbauchunke laicht bevorzugt in nur zeitweise wasserführenden Gewässern. Ihre Larven wachsen unter der ständigen Gefahr auf, ihre Entwicklung zur erwachsenen Unke nicht rechtzeitig vor der Austrocknung des Tümpels vollenden zu können. Entspannter haben es da schon die Gelbbauchunken im Landesmuseum. Ihr „Tümpel“ trocknet niemals aus, dafür sorgen die Tierpflegerinnen.
 

Mittellaufbecken, Foto: M. Schaar
Ein kleiner Tipp (nicht nur zum Valentinstag): Kommen Sie ins Landesmuseum und Schauen sie einer Unke tief in die Augen. Sie wird Sie mit Herzen in den Augen ansehen. Die für Unken typischen herzförmigen Pupillen machen das möglich.

Wie man sieht, ist ein natürlicher Fluss alles andere als ein starrer, lebloser Kanal zu dem wir ihn oft machen. Er bewegt sich, schlängelt sich und spaltet sich in unzählige Arme auf, um sich später wieder zu vereinigen. Es kann passieren, dass man an eine bestimmte altbekannte Stelle am Fluss gehen möchte, doch der Fluss ist wie von Geisterhand verschwunden. Dafür ist in einiger Entfernung wie aus dem Nichts ein Flussbett entstanden, wo nie zuvor eines gewesen ist.

Leider findet man intakte Augebiete mit ihren unterschiedlichen Lebensräumen nur noch in wenigen Flusstälern. Die Mehrzahl der Flussläufe wurde mehr oder weniger stark von Menschenhand verändert. Viele Flussläufe wurden durch Begradigungen stark verkürzt, wodurch sich die Fließgeschwindigkeit und Erosionskraft des Wassers erhöht. Diese Flüsse graben sich immer tiefer in ihr Bett ein, wodurch in weiterer Folge auch der Grundwasserspiegel im Umland sinkt. Aus einstigen, fruchtbaren Auböden werden Trockengebiete, in denen Landwirtschaft nur noch durch künstliche Bewässerung möglich ist. An einen von Leben pulsierenden Autümpel ist hier gar nicht mehr zu denken. Durch den schnellen Abtransport des Wassers kommt es bei Starkregen zu besonders großen Hochwasserwellen. Daraus folgt, dass die Hochwassergefahr an den meisten ausgebauten Flüssen heute deutlich größer ist als nach dem Flussausbau. Davor konnten sich die Gewässer noch in ihre Auen ergießen ohne Schaden anzurichten.
Im Hochwasserschutz muss wieder zu den ökologischen Grundfunktionen des Flusses und seiner Au zurückgefunden werden. Diese vielerorts, wie z.B. im unteren Abschnitt der Traisen, schon in die Tat umgesetzten Renaturierungsmaßnahmen werden uns nicht nur vor Naturkatastrophen bewahren, sondern auch besondere Lebensräume wie Autümpel zurückbringen.
Flüsse sind die Lebensadern unseres Planeten, zwängen wir sie nicht in ein Korsett, sondern lassen wir sie sich entfalten wo immer es geht! Es ist nicht zuletzt zu unserem eigenen Nutzen.

Einige Links: 

http://naturschutzbund.at/auen/auen.html
http://www.bundesforste.at/index.php?id=447
http://www.naturland-noe.at/naturschutzgebiet-untere-marchauen
http://marthaforum.twoday.net/stories/5521960/
http://www.lebensministerium.at/umwelt/natur-artenschutz/life-natur/life-projekte_aktuell/traisen.html
http://www.lebensministerium.at/umwelt/natur-artenschutz/feuchtgebiete/ramsar/donaumarchauen.html
http://www.donauauen.at/?area=nature&subarea=habitats
http://www.naturland-noe.at/life-projekt-renaturierung-untere-marchauen
http://www.youtube.com/watch?v=D9TjqRjdolI
http://www.marchthayaauen.at/index.php?option=com_content&view=article&id=67:welt-der-urzeitkrebse-&catid=27

Text: Mag. Elisabeth Holovsky

Frauenporträt #18

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 #18 Elfriede Mejchar



Elfriede Mejchar, 1958 © Archiv Mejchar
Kindheit
Elfriede Mejchar wurde am 10. Mai 1924 im Allgemeinen Krankenhaus in Wien geboren. Nach einem Jahr übersiedelte sie mit ihrer Mutter Rosa Jähnl nach Ruprechtshofen bei Melk. In Melk lebten die Großeltern von Elfriede Mejchar; ihr Großvater Wilhelm Jähnl, der 1905 nur 52-jährig verstarb, war Primarius am 1899 neu gebauten Krankenhaus; auch ihre Mutter wurde in Melk geboren. Elfriede Mejchar wuchs bis zum Ende der 2. Volksschulklasse in Ruprechtshofen auf und beendet die Volskschule 1934 in St. Leonhard am Forst.
Da aus ökonomischen Gründen ihr Wunsch, die Schule der „Englischen Fräulein“ in St. Pölten zu besuchen, nicht möglich war, kam Elfriede Mejchar im Herbst 1934 intern zu den katholischen „Schulschwestern“, einer Ordensschule mit Mädchenpensionat, nach Haindorf bei Langenlois. Auf Grund des „Anschlusses“ Österreichs an Deutschland musste das Institut im Herbst 1938 geschlossen werden, sodass Elfriede Mejchar auf Drängen ihrer Mutter die „Wirtschaftschule“ (heute „Handelsschule“) in St. Pölten absolvieren musste. Nach wenigen Monaten verweigerte Elfriede Mejchar die Schule und zog ihrer Mutter nach Nordenham in Norddeutschland nach, wo infolge der nationalsozialistischen Arbeitspolitik deren Mann Karl Berger hinbeordert wurde. Dort besuchte sie in Brake bei Nordenham die Oberschule, die sie am 1. 6. 1940 mit „Mittlerer Reife“ abschloss.

Landesmuseum Niederösterreich, Foto © Helmut Lackinger
Jugend und Beginn der photographischen Laufbahn
Nach dem Schulabschluss arbeitete sie kurze Zeit als Büromitarbeiterin im Flugzeugwerk Nordenham („Weser-Flugzeugbau“, wo auch ihr Stiefvater beschäftigt war und die JU52 produziert wurde), da ihr Wunsch, Photographin zu werden („Ich wollte ein Handwerk lernen.“) mangels einer Lehrstelle nicht sofort realisiert werden konnte.
Dieser Wunsch wurzelt wohl bei ihrer Tante Lotte Jähnl, die Sekretärin in der Direktion der „Österreichischen Galerie“ im Belvedere war und leidenschaftlich gerne photographierte, wenn sie zu Besuch zu Elfriede Mejchar nach Ruprechtshofen bzw. St. Leonhard kam. „Die Photographie war also immer existent in meinem Leben, daher war es nahe liegend, dass ich Photographin werden wollte“, erinnert sie sich an ihre Kindheit. Ihr großer Wunsch war, nach München zu gehen, wo es damals die beste Photoschule im deutschsprachigen Raum gab, da sie die beste Ausbildung absolvieren wollte, aber auch dies war aus ökonomischen Gründen nicht möglich.
Mit 7. April 1941 war es soweit: Elfriede Mejchar begann ihre Photographielehre im kleinen Photostudio Ernst Ley in Nordenham, die sie am 15.April 1944 mit der offiziellen GesellInnenprüfung in Oldenburg abschloss (und im Mai 1960 bei der Sektion Gewerbe der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Wien mit der Meisterprüfung Photographie als externe Absolventin der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt Wien beendete). Die dabei zu absolvierende Aufgabe war ein Portrait zu realisieren, sowohl im Profil als auch en face. Es galt zu zeigen, dass man in Bezug auf Licht- und Personengestaltung direkt vor der Kommission die Photographie technisch beherrschte.

Landesmuseum Niederösterreich, Foto © Helmut Lackinger
Rückkehr nach Wien – Die ersten Arbeiten für das Bundesdenkmalamt (BDA)
Im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen 1944 zog Elfriede Mejchar mit ihrer Mutter noch im Juni zurück nach Wien. Diese nahm rasch Kontakt zur „Österreichischen Galerie im Belvedere“ auf, da sie durch ihre Schwester Lotte sowohl den damaligen Direktor Grimschitz als auch Eva Frodl kannte, welche die Photoabteilung des „Instituts für Denkmalpflege“, wie das BDA während der nationalsozialistischen Zeit hieß, leitete.
Am 19. Juni 1944 erhielt Elfriede Mejchar erstmals eine Anstellung am BDA und wurde beauftragt, u. a. in St. Pölten historische Architektur zu photographieren, um so im Falle möglicher Bombenschäden Dokumentationsmaterial zu haben; dabei wurde sie für kurzfristig wegen Spionageverdacht von Nationalsozialisten in Verwahrungshaft genommen. Eine Woche lang war sie auch in Bad Aussee im Salzbergwerk, um die von den Nationalsozialisten dort gehorteten Kunstwerke zu dokumentieren.
Wie für so viele andere war auch für Elfriede Mejchar das Kriegsende turbulent. Mehrmals war sie in St. Pölten und lebte auch für kurze Zeit 1945 in Anreith im Dunkelsteiner Wald, wo sie das unmittelbare Kriegsende erlebte. Im September 1945 holte sie ihre Mutter wieder nach Nordenham.1946 wurden sie als Ausländer aus Deutschland ausgewiesen und kehrten zunächst nach Melk, dann nach Markersdorf zurück. 1947 übersiedelte Elfriede Mejchar nach Wien.

Ein photographisches Leben für das Bundesdenkmalamt
Elfriede Mejchar war ab dem 15.Oktober. 1947 bis zur ihrer Pensionierung am 30. September 1984 im Bundesdenkmalamt als vertragsbedienstete Photographin tätig. Ihr Arbeitsbereich umfasste dabei laut Dienstvertrag
„…die gesamte fotografische Dokumentation der Restaurierungen von Kunstwerken in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes, wobei neben den normalen auch fotografische Spezialverfahren (Infrarot-, Ultraviolett- und Fluoreszensfotografie) zur Anwendung gelangen.“
Weiteres oblag ihr „…die Herstellung der Bildvorlagen für die kunstwissenschaftlichen Publikationen des Bundesdenkmalamtes, vor allem für die Österreichische Kunsttopographie. In diesem Aufgabenbereich müssen neben der Landschafts- und Architekturfotografie auch zahlreiche Sachgebiete der technischen Fotografie, wie das fachgemäße Aufnehmen von Skulpturen, Bildern, Textilien und Goldschmiedearbeiten beherrscht werden.“
Ihre umfangreiche, vielfältige und auch körperlich höchst herausfordernde beruflich-photographische Tätigkeit führte sie dabei über Jahrzehnte fast durch ganz Österreich, insbesondere nach Vorarlberg, Tirol, Kärnten, Steiermark und Oberösterreich. Ihre Arbeit ist durch einen hohen bildphotographischen Qualitätsanspruch gekennzeichnet, auf den immer wieder auch explizit bei den kunsttopographischen Publikationen des BDA hingewiesen wird.

Industriearchäologische Dokumentationen
In den 1970er Jahren lernte der Architekt Manfred Wehdorn, der Doyen der österreichischen Industriearchäologie Elfriede Mejchar im BDA kennen und beauftragte sie Anfang der 1980er Jahre mit umfangreichen industriearchäologischen Dokumentationen. Anders als im BDA, wo es exakte photographische Vorgaben bezüglich der Art und Weise der Aufnahmen gab, konnte Elfriede Mejchar jetzt viel freier nach ihren Vorstellungen die photographische Dokumentation gestalten (Wehdorn listete lediglich die zu dokumentierenden Objekte auf, alles weitere überließ er ihr). Hilfreich war dabei das Faktum, dass Elfriede Mejchar selbst genuines Interesse an diesen Thema hatte, wie ihre freie photographische Arbeit über die Simmeringer Heide und der Erdberger Mais in Wien in den 1960er Jahren eindrucksvoll zeigt.


Landesmuseum Niederösterreich, Foto © Helmut Lackinger
Freie photographische Werke
Elfriede Mejchar zählt nicht nur im Bereich der kunsttopographischen und industriearchäologischen Dokumentation zu den bedeutendsten Photographinnen Österreichs, sondern auch im Hinblick auf ihre außerordentlich vielgestaltige freie, also auftragsungebundenen photographischen Arbeiten, die bereits in den 1950er Jahren begann (u.a. mit dem bemerkenswerten Projekt „Künstler bei der Arbeit“); zahlreiche Ausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen, Publikationen sowie herausragende Ehrungen und Preise – u. a. erhielt sie 2002 den Würdigungspreis für künstlerische Photographie des Bundeskanzleramtes, Kunstsektion, 2004 den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst sowie ebenfalls 2004 den Würdigungspreis für Photographie des Landes Niederösterreich für Medienkunst – zeigen eindrucksvoll den Rang des photographischen Oeuvres von Elfriede Mejchar.

Text: Carl Aigner

Werkschau im Landesmuseum Niederösterreich:
http://www.landesmuseum.net/de/ausstellungen/sonderausstellungen/elfriede-mejchar/elfriede-mejchar
18.05.-12.10.2014




AKTIVPROGRAMM #3





Fotolabor © B. Gramm



Passend zum Thema Fotografie findet im Landesmuseum am Dienstag, 24. Juni ab 16Uhr das dritte Aktivprogramm mit Kulturvermittlerin Barbara Wippl statt.

Bei diesem Workshop werden die Prinzipien analoger Fotografie erläutert, um selbst in der Dunkelkammer eigene fotografische Experimente anzustellen. Ob mit Belichtung, der Mischung von Chemikalien oder dem Variieren von Gegenständen auf dem Fotopapier. Der inspirative Zugang und das freie Gestalten beim Ausarbeiten des Fotogramms stehen dabei im Vordergrund.

Infos unter:
http://www.landesmuseum.net/de/kalender/aktivprogramm2
oder:
https://www.facebook.com/events/1463252770563617/
 



TIPP!
Elfriede Mejchar ist Mitglied bei FLUSS – NÖ INITIATIVE FÜR FOTO- UND MEDIENKUNST. FLUSS wurde 1989 von Heinz Cibulka und Helmut Kandl (vorm. Schäffer) als gemeinnütziger Verein gegründet; die nun etwa sechzig Vereinsmitglieder sind Foto- und MedienkünstlerInnen, FotografInnen und KunstvermittlerInnen, denen die gesellschaftliche und künstlerische Auseinandersetzung mit Fotografie und Neuen Medien ein Anliegen ist.
http://www.fotofluss.at/index.php

Frauenportrait #19

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#19 Schwester Maria Restituta

eine Kämpferin für den Glauben

 

Sr. Maria Restituta,
Fotoquelle: Dokumentationsarchiv des
öst. Widerstands (www.doew.at)
Aus Mähren kam 1896 die Familie Kafka nach Wien. Hier hoffte der Vater Anton Kafka als Schuhmacher ausreichend Arbeit zu finden, um seine kinderreiche Familie ernähren zu können. Helene Kafka war als viertes von sieben Kindern am 1. Mai 1894 noch in Hussowitz (Husovice) bei Brünn zur Welt gekommen. In Wien-Brigittenau besuchte sie die Volksschule, dann die dreijährige Bürgerschule und später eine einjährige Haushaltungsschule. Zunächst verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Hausmädchen und als Verkäuferin in einer Tabaktrafik. Ab 1914 arbeitete sie als Hilfspflegerin im Krankenhaus Lainz und lernte dort die „Franziskanerinnen von der christlichen Liebe“, die in Wien das Hartmannspital führten, kennen und trat am 25. April 1914 gegen den Willen der Eltern in den Orden ein. Am 23. Oktober 1915 begann ihr Noviziat. Sie nahm den Ordensnamen Maria Restituta an. Ein Jahr später legte sie die einfache Profess ab, am 8. Juni 1923 ihre Ewige Profess, das Gelübde auf Lebenszeit.
Nach Zwischenstationen im Krankenhaus Neunkirchen und wieder im Krankenhaus Lainz begann sie im Mai 1919 ihre Arbeit als Krankenschwester im Krankenhaus Mödling. Sehr rasch wurde sie aufgrund ihres Einsatzes und ihrer Qualifikation zur leitenden Operationsschwester und Narkotiseurin. Im Kloster konnte sie ihr musisches Talent als Harmoniumspielerin und Chorleiterin ausleben. Ihr temperamentvolles Wesen und ihre schonungslose Ehrlichkeit machten ihr das Leben weder in der Klostergemeinschaft noch „an ihrem Arbeitsplatz leicht. Bald erhielt sie im Spital den Spitznamen „Schwester Resoluta“.
Die Machtübernahme durch die Nazi 1938 blieb nicht ohne Folgen für das Krankenhaus Mödling. Mit der Schaffung von Groß-Wien und der Eingemeindung von Mödling ging am  15. Oktober 1938 das Krankenhaus in das Eigentum und in die Verwaltung der Gemeinde Wien über. Der jüdische Chirurg wurde entlassen; an seine Stelle trat der minder qualifizierte SS-Arzt Dr. Lambert Stumfohl; damit waren Konfrontationen bereits vorprogrammiert. Ein weiterer Konflikt entzündete sich an den Kruzifixen in den Krankenzimmern, gegen deren Entfernung sich Sr. Maria Restituta stellte. Dies und zwei regimekritische Schriften, für deren Verbreitung Sr. Maria Restituta sorgte, wurden ihr zum Verhängnis.
Bei einem der Texte handelte es sich um das „Soldatenlied für ein glückliches Österreich“:

Erwacht, Soldaten, und seid bereit,
Gedenkt Eures ersten Eid(s).
Für das Land, in dem ihr gelebt und geboren,
Für Österreich habet ihr alle geschworen.
Das sieht ja schon heute jedes Kind,
Daß wir von den Preußen verraten sind.
Für die uralte heimische Tradition
Haben sie nichts als Spott und Hohn.
Den altösterreichischen General
Kommandiert ein Gefreiter von dazumal.
Und der österreichische Rekrut
Ist für sie nur als Kanonenfutter gut.
Zum Beschimpfen und Leuteschinden
Mögen sie andere Opfer finden.
Mit ihrem großen preußischen Maul
Sind sie uns herabzusetzen nicht faul.
Dafür haben sie bis auf den letzten Rest
Die Ostmarkzitrone ausgepreßt.
Unser Gold und Kunstschätze schleppten sie gleich
In ihr abgewirtschaftetes Nazireich.
Unser Fleisch, Obst, Milch und Butter
Waren für sie ein willkommenes Futter.
Sie befreiten uns, und ehe man's glaubt
Hatten sie uns gänzlich ausgeraubt.
Selbst den ruhmvollen Namen stahl uns die Brut,
Und jetzt wollen sie auch noch unser Blut.
Der Bruder Schnürschuh ist nicht so dumm,
Gebt acht, er dreht die Gewehre um.
Der Tag der Vergeltung ist nicht mehr weit,
Soldaten, gedenkt eures ersten Eid(s).

Österreich!

Wir Österreicher, auf uns gestellt,
Hatten Frieden und Freundschaft mit aller Welt.
Die Welt vergiftet mit ihrem Haß,
Sie machen sich jedes Volk zum Feind,
Sie haben die Welt gegen sich vereint.
Die Mütter zittern, die Männer bangen,
Der Himmel ist schwarz mit Wolken verhangen.
Der schrecklichste Krieg, den die Menschheit gekannt,
Steht furchtbar vor unserem Heimatland.
Es droht uns Elend und Hungersnot,
Der Männer und Jünglinge Massentod.
Kameraden, trotzt dem verderblichen Wahn,
Was gehen uns die Händel der Preußen an.
Was haben uns die Völker getan?
Wir nehmen die Waffen nur in die Hand
Zum Kampf fürs freie Vaterland.
Gegen das braune Sklavenreich,
Für ein glückliches Österreich!


Eine Angestellte belauschte sie, als sie den Text einer anderen in die Schreibmaschine diktierte, und denunzierte sie bei Dr. Stumfohl. Dieser beschlagnahmte das Durchschlagpapier als Beweismittel und erstattete Anzeige. Am Aschermittwoch, den 18. Februar 1942, wurde sie im Operationssaal von der Gestapo verhaftet. In ihrem Besitz fand man noch die Flugschrift „Deutsche katholische Jugend“, die aus Protest gegen einen Übergriff anlässlich einer katholischen Jugendkundgebung in Freiburg im Breisgau abgefasst worden war. In den folgenden Verhören durch die Gestapo gab Sr. Maria Restituta keinen Namen preis. Sie schützte alle an den Vorgängen im Krankenhaus Beteiligten.
Über die Zeit ihrer Haft berichtete ihre Mitgefangene, die kommunistische Parteifunktionärin Anna Haider: „Sie hat geholfen ohne Rücksicht auf Nationalität oder Weltanschauung, ob jemand katholisch war oder konfessionslos oder kommunistisch war oder sozialdemokratisch oder christlich-sozial, da hat sie weder gefragt, noch hatte es irgendeine Bedeutung für sie [...] Sie hat die Menschen sichtlich wirklich gerne gehabt.“
Obwohl man ihr weder die Verbreitung des Liedes oder des Flugblattes nachweisen konnte, eröffnete man im Herbst 1942 den Prozess wegen Hochverrat und Feindbegünstigung. Es war offensichtlich, dass das Regime an Sr. Maria Restituta ein Exempel statuieren wollte, dass sich gegen die katholische Kirche richtete und deren Proteste und Widerstand im Keim ersticken sollte. Am 29. Oktober 1942 wurde das Todesurteil verkündet: „Im Namen des Deutschen Volkes. In der Strafsache gegen die Ordensschwester und Operationsschwester am Städtischen Krankenhaus in Wien – Mödling Helene Kafka, Ordensname „Restituta“, aus Wien-Mödling, geboren am 1. Mai 1894 in Hussowitz bei Brünn (Mähren), zur Zeit in dieser Sache in gerichtlicher Untersuchungshaft, wegen Vorbereitung zum Hochverrat hat der Volksgerichtshof, 5. Senat, auf Grund der Hauptverhandlung vom 29. Oktober 1942, […] für Recht erkannt: Die Angeklagte Kafka wird wegen landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode und zum Ehrenrechtsverlust auf Lebenszeit verurteilt. […].“
Gnadengesuche, u.a. vom Wiener Kardinal Theodor Innitzer, blieben ohne Wirkung. Am 30. März 1943 wurde sie im Wiener Landesgericht durch Enthauptung hingerichtet. Ihr Leichnam wurde nicht der Ordensgemeinschaft übergeben, sondern anonym in der sog. 40er Gruppe des Wiener Zentralfriedhofs verscharrt.
Seinen Besuch in Wien nahm Papst Johannes II. zum Anlass, am 21. Juni 1998 ihre Seligsprechung zu verkünden. Sr. Maria Restituta ist die erste Märtyrerin der Erzdiözese Wien. Ihr liturgischer Gedenktag ist der 29. Oktober.
Text: Dr. Elisabeth Vavra

Quellen: 
Helene Maimann, Schwester Restituta. Versuch über eine Unbequeme. In: Helmut Konrad, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Arbeiterbewegung. Faschismus. Nationalbewußtsein. Wien-München-Zürich 1983, 201–212.
Werner Kunzenmann, Sr. Maria Restituta Kafka. Märtyrin aus dem Widerstand. Dokumentation. Innsbruck 1998.
http://www.widerstand-christlicher-frauen.de/biografien/kafka_restituta.htm (aufgerufen 29.4.2014).

Frauenportrait #20

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#20 Ursula (Julia) Ledóchowska - eine Heilige aus Niederösterreich 

 

 

Der Ambrosi-Schüler Carlo Wimmer schuf
die Statuen der beiden Schwestern (Detail).
Pfarrkirche Loosdorf, Foto: E. Vavra
Die Grafen Ledóchowski waren ein Adelsgeschlecht, das einst dem polnischen Hochadel angehörte. Nach dem Ende des polnischen Königreiches erwarben sie die erbliche österreichische Grafenwürde und stellte fortan ihr Wirken in den Dienst der Habsburgermonarchie. 1843 erwarb der k. k. Kämmerer Anton August Graf Halka Ledóchowski das Schloss Sitzenthal bei Loosdorf und siedelte sich dort mit seiner ersten Gemahlin, einer Gräfin Seilern, an, die drei Söhnen das Leben schenkte. Nach ihrem Tod  heiratete er Gräfin Josephine Salis-Zizers. Sie gebar ihm fünf Kinder, unter ihnen 1863 Maria Theresia, die die Petrus-Claver-Sodalität gründete, 1865 Julia und ein Jahr später Wladimir, der von 1915 bis 1942 Ordensgeneral des Jesuitenordens werden sollte. Der Onkel der Kinder Mieczysław Halka Ledóchowski war Erzbischof von Gnesen und Posen und später Kardinal und Präfekt der Kongregation zur Verbreitung des Glaubens in Rom.

Durch den Wiener Börsenkrach 1873 verlor die Familie den Großteil ihres Vermögens. Sie musste ihren Ansitz verkaufen und zog nach St. Pölten. Maria Theresia und Julia gingen gemeinsam bei den Englischen Fräulein zur Schule. Der Vater kränkelte und wollte zurück in die alte Heimat Polen. So zog die Familie 1883 nach Lipnica in Galizien in der Nähe von Krakau, damals Bestandteil des Kaisertums Österreich.

Hl. Ursula als 15-jähriges Mädchen,
Foto: Sanktuarium
św. Urszuli Ledóchowskiej
Zwei Jahre nach der Übersiedlung starb Graf Ledóchowski; zuvor hatte er noch seiner Tochter Julia die Erlaubnis erteilt, ihrer Berufung zu folgen und in den Orden der Ursulinen einzutreten. Dies tat sie dann 1886 und nahm den Ordensnamen Ursula nach der Gründerin des Ordens an. Am 28. April 1889 legte sie die ewigen Gelübde ab und war in der Folge als Lehrerin und Erzieherin in der Ordensniederlassung in Krakau tätig, wo sie 1904 zur Oberin des Klosters gewählt wurde. In Petersburg gründete sie ein Internat für polnische Studentinnen, weil sie vom Pfarrer der St. Katharinen-Kirche, dem Monsignore Konstantin Budkiewicz, darum gebeten worden war, 1907 dann ein Ursulinenkloster in Petersburg und ein gleiches in Sortavala in Finnland. Hier nahm sie auch ökumenische Kontakte und übersetzte den Katechismus ins Finnische, ebenso ein religiöses Liederbuch. Für arme Fischer und deren Familien gründete sie ein Ambulatorium, das kostenlos den Kranken half.

Der Ambrosi-Schüler Carlo Wimmer schuf
die Statuen der beiden Schwestern.
Pfarrkirche Loosdorf, Foto: E. Vavra

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte einen weiteren Aufenthalt im Land des Kriegsgegners unmöglich. Schwester Ursula ging nach Stockholm und gründete dort eine Mädchenschule und ein Waisenhaus für Kinder polnischer Emigranten. Sie setzte sich für eine zukünftige polnische Unabhängigkeit ein, indem sie während der Kriegsjahre 1915 bis 1918 in den skandinavischen Ländern mehr als 80 Konferenzen abhielt, auf denen sie über Kultur, Literatur und Geschichte des polnischen Volkes sowie über sein Recht auf Freiheit, Unabhängigkeit und staatliche Selbständigkeit sprach. Sie unterstützte das vom Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz in der Schweiz gegründete Komitee zur Hilfe für polnische Kriegsopfer.

Das Wiedererstehen Polens ermöglichte ihr die Rückkehr in die Heimat. Dank der finanziellen Hilfe des norwegischen Konsuls in Dänemark Stolt-Nielsen kaufte Mutter Ursula in Pniewy bei Posen ein Grundstück mit zwei Villen, wo das Mutterhaus des neu gegründeten ursulinischen Zweigs entstand. Sie kam 1920 aus Skandinavien direkt nach Pniewy (Mehr zum Sanktuarium in Pniewy: http://sanktuarium-pniewy.pl/de/geschichte-des-sanktuariums). Bald zeigte sich jedoch, dass ihre Interessen und ihre Ziele, entwickelt in den Jahren des Exils in Skandinavien, sich von denen des Ordens unterschieden. Richtete sich dieser an ein bürgerliches Publikum, so lagen ihr und ihren Mitschwestern aus St. Petersburg die Ärmsten der Armen am Herzen. So trennte sich Ursula Ledóchowska mit ihren Schwestern im Einverständnis mit dem Heiligen Stuhl in Rom vom polnischen Ursulinenorden und gründete den selbständigen Zweig der „Ursulinen von dem Todesangst leidenden Herzen Jesu“ („Orsoline del Sacro Cuore di Gesú Agonizzante“, in Polen „die grauen Ursulinen“ genannt). 1923 erhielt die Ordenskongregation probeweise die kirchliche Approbation, 1930 bereits die definitive. Als die Gründerin am 29. Mai 1939 in Rom 74jährig starb, zählte die Ordenskongregation bereits mehr als 777 Mitglieder in 35 Klöstern. Heute sind es 95 Niederlassungen in Finnland, Frankreich, Italien, Polen, Brasilien, Kanada und seit 1980 auch in der Bundesrepublik Deutschland. Die Grauen Ursulinen widmen sich vor allem der christlichen Erziehung und Armenfürsorge.

Hl. Ursula mit Kindern in Frankreich (Ucel),
Foto: Sanktuarium św. Urszuli Ledóchowskiej
Der Leichnam der Ordensgründerin wurde in Rom beigesetzt. 1989 wurde er von Rom nach Pniewy überführt. 1983 wurde Mutter Ursula von Papst Johannes Paul II. selig- und am 18. Mai 2003 heiliggesprochen. Der liturgische Feiertag der Heiligen Ursula wird am 29. Mai begangen.

Text: Dr. Elisabeth Vavra

Flotte Wildbienen

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Eine Wildbiene tummelt sich im zeitigen Frühjahr auf
einem Weidenkätzchen, Foto © Natur im Garten / J. Brocks
Wildbienen sind zumeist Einzelgänger, das heißt, viele Arten leben solitär und bilden keine Staaten. Sie sind wichtige Bestäuber und fliegen mitunter schon bei niedrigeren Temperaturen als die Honigbienen. Ohne ihnen würde viele Obstbäume keine Früchte tragen.
Wildbienen werden durch ein vielfältiges Angebot an heimischen und ungefüllten Blütenpflanzen in den Garten gelockt. Optimal wäre ein lückenloses Blütenangebot vom Frühjahr bis zum Herbst. Eine Kombination aus Blumenwiesen, Staudenbeeten, einem Kräuterrasen, (Obst-)Bäumen und Sträuchern trägt dazu bei.

Nisthilfen


In einem geschützen Nistkasten verbringen die Wildbienen
den Winter Foto © Natur im Garten / A. Haiden
Wildbienen nisten je nach Lebensweise zum Beispiel in Hohlräumen (Pflanzenstängel, morsches Holz, Schneckengehäuse) oder nutzen offene Boden- oder Steilflächen für ihre Nistgänge.
Ein Nützlingshotel, befüllt mit hohlen Stängeln von Schilf oder Stauden und Hartholzklötzen mit Bohrlöchern, bietet einigen Wildbienenarten eine künstlich geschaffene Möglichkeit zur Eiablage.
Der Standort entscheidet über die spätere Besiedelung, Nützlingshotels für Wildbienen sollten daher sonnig und wettergeschützt angebracht werden.
Alternativ dazu können die Stängel auch in Blechdosen gefüllt werden. Wichtig ist, dass diese leicht schräg aufgehängt werden, damit sie nicht feucht werden. Die Stängel werden auf 10 bis 20cm eingekürzt und mit den Knoten nach hinten in das Nützlingshotel oder die Blechdosen gelegt.
Ein Nützlingshaus aus Dosen ist schnell selbst hergestellt und kann
nach Belieben gestalten werden, Foto © Natur im Garten / S. Kropf
Auch aus Ton lassen sich attraktive Nisthilfen modellieren. In den Ton werden Löcher mit einem Durchmesser von 2 bis 8mm gebohrt und die Ränder anschließend gesäubert. Wird der Ton gebrannt, können die Objekte anschließend zum Beispiel in Obstbäumen aufgehängt werden, ansonsten ist ein Regenschutz erforderlich.

Wie kann man den Wildbienen noch helfen?

Ein ausreichendes Blütenangebot ist wichtig für die Ernährung
der erwachsenen Wildbienen, Foto © Natur im Garten / A. Haiden
Bieten Sie kleine Entnahmestellen für feuchten Lehm oder Sand an, den die Tiere zum
Nistbau verwenden können.
Achten Sie auf ein ausreichend großes Angebot an ungefüllten Blüten.
Natürliche Niströhren finden Wildbienen und andere Insekten in den hohlen Stängeln von Stauden und Gräsern. Deshalb sollte das Abräumen der Staudenbeete nicht im Herbst stattfinden, sondern nützlichen Tieren zuliebe auf das Frühjahr verschoben werden.
Deshalb sollten auch die Röhren in den Nützlingshotels nicht ausgeputzt und gesäubert werden, da die Tiere darin überwintern.
Weitere Informationen gibt es beim
„Natur im Garten“ Telefon 02742/74 333
und unter
www.naturimgarten.at

Frauenportrait #21

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# 21 Frau Ava



Frau Ava Literaturpreis
www.frauavapreis.at

Die erste namentlich bekannte Dichterin in deutscher Sprache war eine Niederösterreicherin. Ihr Name ist erst seit etwa 150 Jahren bekannt. Sie verfasste fromme Dichtungen und nennt sich selbst am Schluss eines ihrer Gedichte, des „Jüngsten Gerichts“:
Diese Bücher dichtet die Mutter zweier Kinder, die deuteten ihr diesen Sinn. Viel Freude war unter ihnen. Die Mutter liebte die Kinder. Der eine schied von der Welt. Nun bitte ich euch alle, Arme und Reiche, wer auch immer diese Bücher lese, dass er seiner Seele Gnade wünsche für den einen, der noch lebt und sich auf verschiedenste Weise müht, dem wünscht Gnade und (auch) der Mutter, das ist Ava.“
Aus dem Gedicht erfährt man, dass sie von ihren zwei Söhnen theologische Belehrung erhielt und einer von ihnen bereits gestorben sei. Sonst ist allerdings nur wenig über sie bekannt.
Die Melker Annalen vermerken zum Jahr 1127 den Tod einer Inkluse Ava. Name und Todestag finden sich auch in den Klöstern Garsten, Klosterneuburg, St. Lambrecht und Zwettl verzeichnet, was darauf schließen lässt, dass diese Inkluse Ava eine bekannte Persönlichkeit war und ihr Wirken im Raum Niederösterreich anzusiedeln ist, möglicherweise in der Umgebung Melks. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die Autorin der Dichtungen und die offenbar bekannte Inklusin ein und dieselbe Person, die, wie sich aus den biografischen Angaben der Dichterin ergibt, einst ein weltliches Leben geführt  und sich später ins Kloster zurückgezogen hat.
Inklusen waren fromme Frauen, die ihre Zellen in unmittelbarer Nähe kirchlicher Institutionen errichteten, angebaut an Pfarr- und Klosterkirchen und oft mit diesen durch ein Fenster verbunden, um der Liturgie zu folgen. Inklusen haben sich zur Zeit Avas auch bücherschreibend betätigt, möglicherweise lehrten sie sogar. Es war zudem keine Seltenheit, dass sich Frauen erst im höheren Alter einem Kloster als Inkluse anschlossen.
Nach einer wohl erst im 19. Jahrhundert entstandenen Tradition stand Ava in enger Beziehung zu Göttweig. Einer ihrer Söhne soll mit Hartmann, dem ersten Abt Göttweigs (1094-1114) ident gewesen sein, was allerdings bislang nicht bewiesen werden konnte. Auch das so genannte „Ava-Haus“ in Kleinwien (Avastraße 7), heute nicht mehr im Besitz des Stiftes Göttweig, in dem sie gelebt haben soll, und der steinerne „Ava-Turm“, in dem sie angeblich starb, entstammen wohl eher einer romantischen Tradition.

Institut für Realienkunde
Ava verfasste Bibeldichtung: Sie beginnt ihren Gedichtzyklus dem Kirchenjahr folgend mit „Johannes“, der Geschichte des Täufers von der Geburt bis zur Enthauptung, gefolgt vom „Leben Jesu“ von der Geburt bis zur Passion, Auferstehung und Himmelfahrt , wobei neben den biblischen Berichten auch zeitgenössische Gedanken der Alltagsreligiosität Niederschlag fanden. Der das „Leben Jesu“ abschließende Teil nennt sich „Die sieben Gaben des Heiligen Geistes“ und setzt, ausgehend vom Pfingstgeschehen, diese sieben Gaben mit den sieben Seligpreisungen in Verbindung. Mitunter wird dieses Gedicht auch als eigenes ausgewiesen. Im „Antichrist“ schildert Ava die Zukunftsvision von der Herrschaft des Antichristen, mit der Wiederkunft Christi und dem Weltgericht im „Jüngsten Gericht“ schließt ihr Werk, das insgesamt 3.400 Verse umfasst.
Der Inhalt ihrer Dichtungen zeigt sie als welterfahrene Frau, die versucht, dem Laienpublikum geistliche Lebensorientierung zu vermitteln. Die Vorstellungen von einem gottgefälligen Leben, die sie den Leserinnen und Lesern nahe zu bringen versucht, sind voller realitätsbezogener Anspielungen, wirken lebensnah und zeigen die Dichterin als Frau, die Stärken und Schwächen ihrer Mitmenschen richtig einzuschätzen wusste.

Avaturm, Foto: E. Vavra
Die Erinnerung an die erste deutsche Dichterin ist bis heute sehr lebendig geblieben. Die „Frau Ava Gesellschaft für Literatur“ mit dem Sitz in Paudorf bei Göttweig hat sich zum Ziel gesetzt, die Erforschung ihres Werkes weiter zu fördern. In Erinnerung an sie wurde ein „Frau Ava Literaturpreis“ (www.frauavapreis.at) ausgeschrieben, der seit 2003 an Schriftstellerinnen vergeben wird, die sich in einem Prosatext auf neuartige und innovative Weise in Sprache und Form mit Themen im Spannungsfeld von Spiritualität, Religion und Politik auseinander setzen. Den Preisträgerinnen wird eine vom Paudorfer Künstler Leo Pfisterer entworfene Ava-Statuette sowie ein Geldpreis verliehen. Die Preisträgerinnen bis heute waren 2003 Irma Krauß („Der Verdiener“), 2005 Elisabeth Ebenberger („Reigen unseliger Geister“), 2007 Karin Bruder („Servus“), 2009 Marjana Gaponenko („rosa canina“), 2011 Ruth Johanna Benrath („Wimpern aus Gras“) und 2013 Corinna Antelmann („Maja hasst Bienen“).

Text: Dr. Elisabeth Vavra

Sommerfrische im Museumsgarten

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Endlich natürliche Sonne für unsere Tiere!


Smaragdeidechse, Foto: B. Gramm
Nach langen Überlegungen wo ein geeignetes Platzerl für unsere Tiere im Garten ist, haben wir nun endlich mit dem Aufbau von drei Freilandterrarien begonnen.
Derzeit sind Smaragdeidechsen und Babyschildkröten auf Sommerfrische.


Der Grund für diese Entscheidung ist natürlich die Optimierung der Haltung.    
Heimische Tierarten brauchen die Temperaturschwankungen wie sie bei uns normal sind um sich wohl zu fühlen. Eine wesentliche Rolle spielt auch das natürliche UV-Licht, es ist besonders wichtig für den Knochenaufbau und die Haut.

Die Tiere sind jetzt (Anfang Juli 2014) in ihrem neuen Sommerdomizil auf Sommerfrische und können im Museumsgarten bewundert werden.

☼ Wir wünschen uns einen langen schönen Sommer für unsere Tiere. ☼




Tierpflegerin Marlene beim Einsetzen der Smaragdeidechsen,
Foto: M. Schaar


Babyschildkröten auf Sommerfrische, Foto: M. Schaar


Information der Tierpfleger Marlene, Lisa und Peter

Frauenportrait #22

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  #22: 21 Frauen – 21 Geschichten:

Aizheng Anna Anna Charlotte Dilschad Dorothea Eleonore Elfriede Erika Erika Ernestine Frieda Hedwig Herta Hildegard Ida Monika Rosa Sevil Vera Viktoria

Geburtsjahrgänge 1924-1953

Herkunftsländer: China, Kirgistan, Österreich und Türkei


Oma, tell me a story!“, lautete der Aufruf an unsere Großmütter anlässlich eines Oralhistory-Projekts im Fach Geschichte. An diesem Projekt waren 20 Schülerinnen und Schüler der 6c des Mary Ward Oberstufenrealgymnasiums im Alter von rund 16 Jahren und ihre Omas im Alter von 60 - 89 Jahren unter der Betreuung von MMag. Irene Kimberger beteiligt.
 


Collage
Im September 2012 wurde vom Landesmuseum Niederösterreich ein Schulprojekt für den Ausstellungsschwerpunkt „Frauenleben in Niederösterreich“ initiiert. Unsere Aufgabe dabei war es, die Lebensgeschichten unserer Großmütter zu recherchieren. Zunächst sollte jede/jeder SchülerIn ein Interview nach dem Motto „Oma, tell me a story“ führen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Kindheit und Jugend der Großmütter liegen sollte.  Schon in dieser Phase kristallisiert sich heraus, dass die Geschichten sehr unterschiedlich sein würden. Manche Omas zögerten und waren es nicht so recht gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, andere wiederum freuten sich über das Interesse ihrer EnkelInnen und die Zeit, die sie dabei mit ihnen verbringen konnten.  Die Omas erzählten von ihrem harten Arbeitsleben, von ihrer Ausbildungszeit, von den Freuden und auch Leiden des Alltags. Sie kramten Fotos und andere teure Erinnerungstücke aus verborgenen Verstecken heraus. Einige Omas wagten sich sogar vor eine Kamera, um auf diesem Weg ihre Lebensgeschichten zu präsentieren.
Bei der weiteren Verarbeitung der Geschichten waren den Schülerinnen und Schülern keine Grenzen gesetzt. So wurden mit großem Engagement und  vielen kreativen Ideen – von Bildergalerien über Oma-Rap bis hin zu digitalen Präsentationen –  die Lebensgeschichten der Großmütter dokumentiert. Die Ergebnisse der Arbeiten waren sehr vielseitig, das Schlussresümee jedoch oft ähnlich: „Es war schön, Zeit mit meiner Großmutter zu verbringen.“ - „Ich habe viel Neues über meine Familie und damit über meine Wurzeln erfahren.“ - „Jetzt kann ich meine Oma erst wirklich verstehen!“
Im Juni 2013 wurden die Ergebnisse bei einem „Omafrühstück“ besprochen. Dabei bereiteten die Schülerinnen und Schüler ein köstliches Frühstück zu, das neben der Präsentation der Arbeiten in der Schulküche des Mary Ward Privatgymnasiums gemeinsam genossen wurde. Ein besonders Projekt, das allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird.
 

Text: MMag. Irene Kimberger

Das Projekt ist in der Ausstellung „Frauenleben in Niederösterreich“ noch bis 19. Oktober 2014 zu sehen.

Frauenportrait # 23

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# 23: Catharina Regina von Greiffenberg – eine Dichterin der Barockzeit

 Es gehe, wie Gott will, in meinem ganzen Leben;
Es gehe, wie Gott will, auf dieser weiten Welt! 
 Denn alles, was Gott will, mir trefflich wohlgefällt;
Will auch, in was Gott will, mich williglich ergeben.

Catharina Regina von Greiffenberg
© Österreichische Nationalbibliothek
www.onb.ac.at
 1662 erschienen diese Zeilen in der Sammlung „Geistliche Sonette, Lieder und Gedichte“. Der genaue Zeitpunkt, wann Catharina von Greiffenberg diese Zeilen niederschrieb, ist leider nicht bekannt. Sie zeigen ihre tiefe Gläubigkeit und die Ergebenheit in ein Schicksal, das sie als von Gott auferlegt empfand. Wer war diese Frau?

Zur Welt kam sie am 7. September 1633 auf Schloss Seisenegg, im Gemeindegebiet von Viehdorf bei Amstetten gelegen. In Europa tobte der Dreißigjährige Krieg. Das Blatt hatte sich zugunsten der protestantischen Union gewendet. Schwedische Truppen hatten im Frühjahr Landsberg am Lech erobert und unter der Bevölkerung ein Blutbad angerichtet. Kurz danach schloss Schweden mit den protestantischen Reichsständen den Heilbronner Bund als Gegengewicht zur katholischen Liga. Der Vater Catharinas gehörte dem protestantischen Adel im Erzherzogtum unter der Enns an. Die Greiffenbergs gehörten nicht zu den alten Adelsfamilien; sie hatten sich als bürgerliche Juristen – damals hieß die Familie noch Lins-mayer – über hohe Regierungsämter „hinaufgedient“ und waren in den Landadel aufgestiegen. Der Großvater Catharinas hatte großen Grundbesitz erworben, u.a. die Herrschaft Seisenegg. Zu Reichtum kam er durch den Kauf einer Kupfergrube in Radmer bei Hieflau. Durch seine 37jährige Tätigkeit als kaiserlicher Rat kam er mit den führenden protestantischen Adeligen in Kontakt. Seit 1602 durfte er sich Edle von Greiffenberg nennen; in seinem Todesjahr 1608 wurde er in den Freiherrenstand erhoben.


Schloss Seisenegg, Kupferstich, Georg Matthäus Vischer,
1672 © IMAREAL, ÖAW

Sein Sohn Hans Gottfried von Greiffenberg, der Vater Catharinas, übernahm nach dessen Tod den Besitz. Eine Karriere bei Hof blieb ihm verwehrt, da sich die Stellung des protestantischen Adels im Reich zunehmend verschlechterte. Auf die Rolle eines Landadeligen beschränkt, kamen noch finanzielle Probleme hinzu, da sich die Hofkammer nicht in der Lage sah, die Darlehen, die der Kaiser bei den Greiffenbergs aufgenommen hatte, zurückzuzahlen. Dazu kamen Schwierigkeiten im Kupferbergwerk, das nahezu erschöpft war, und die zunehmend katastrophale wirtschaftliche Lage im Land nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau 1626 hatte Hans Gottfried von Greiffenberg  wieder geheiratet; seine zweite Gemahlin – Eva Maria von Pranck zu Reinthal und Frondsberg – entstammte einem angesehenen steirischen Adelsgeschlecht. Sie schenkte zwei Töchtern das Leben, Catharina und der früh verstorbenen Anna Regina. Während ihrer ersten Schwanger-schaft erkrankte sie schwer und gelobte ihr Kind, falls die Geburt glücklich verlief, Gott zu weihen. Bereits 1641 verstarb der Vater auf dramatische Weise: Seine Tochter fand ihm vom Schlagfluss getroffen tot in seiner Kutsche vor, als er von einer Reise nach Seisenegg heim-kehrte. Ihr Onkel übernahm die Vormundschaft für die beiden Halbwaisen und kümmerte sich – allerdings mit wenig Erfolg – um die desolaten Finanzverhältnisse. Er sorgte auch für die Erziehung seiner beiden Nichten, die weit über das damals für Mädchen übliche Maß hinaus-ging. Catharina erhielt Unterricht in Latein, Französisch, Spanisch, Italienisch, Geschichte, Rechts- und Staatswissenschaften. Daneben übte sie sich in Singen, Tanzen, Malen, Reiten und Jagen. Eine weitere traumatische Erfahrung widerfuhr Catharina durch den plötzlichen Tod ihrer jüngeren Schwester 1651. Noch Jahre später beklagte sie deren Tod in ihren Briefen: Es war mein Herz und alle Gedanken mit ihr gen Himmel geflogen. Mein ganzes Leben war ein Todesverlangen, und mein bitterer Tod, dass ich wieder leben musste.  

Das ihr weiteres Leben prägende religiöse Durchbruchserlebnis wurde ihr anlässlich des Besuches einer Messe in Preßburg zuteil: Es ging ihr ein „Himmelslicht“ auf, wie sie ihre Erfahrung in späteren Schriften und Dichtungen beschrieb. Fortan wollte sie ihr Leben ganz in den Dienst der Verbreitung des protestantischen Glaubens stellen. Nach ihrer Heimkehr begann sie mit einem intensiven Studium theologischer, philosophischer und historischer Schriften. Zum Förderer ihrer Dichtkunst wurde Johann Wilhelm von Stubenberg, der auf der Schallaburg residierte. Mit ihm verband sie eine Seelenfreundschaft, die bis zu seinem Tod andauern sollte. Über ihn fand sie Zugang zu den führenden Nürnberger Dichtern Philipp Harsdörffer und Sigmund Birken, mit dem sie später auch einen regen Briefwechsel führte.

Noch vor ihrer Eheschließung hatte Catharina Aufnahme in den Kreis der „Istergesellschaft“ gefunden – Ister war die antike Bezeichnung für den Unterlauf der Donau. Es handelte sich dabei um einen Kreis kunstsinniger Adeliger, dem später auch Frauen – die Isternymphen – angehören durften. Wie ähnliche Zirkeln in Deutschland, etwa die „Fruchtbringende Gesell-schaft“, 1627 in Weimar gegründet, oder der „Pegnesische Blumenorden“, der sich 1644 in Nürnberg konstituierte, widmete sich die Istergesellschaft der Pflege kultureller und gesell-schaftlicher Kontakte. Prominente männliche Mitglieder waren Wolf Helmhard von Hohberg, der Verfasser der „Georgica Curiosa“, einem Werk der Hausväterliteratur, oder Georg Adam von Kuefstein, der auf Greillenstein residierte. Da in den erhaltenen Briefen und Schriftstücken meist aber nur Decknamen verwendet wurden, ist eine Identifikation nicht in allen Fällen möglich. Auch Damen der Wiener Hofgesellschaft gehörten diesen Kreisen an. Hier traf Catharina auf gleichgesinnte Angehörige des Adels und fand Freundinnen: Zu den engsten zählten die Gräfinnen Zinzendorf, eine Gräfin von Rantzau, eine Frau von Laßberg sowie Susanne Popp, die Tochter des Ennser Stadtrichters Priefer. Letztere war vermutlich eine Freundin seit Jugendtagen. Im Zuge der Gegenreformation und der um sich greifenden anti-protestantischen Stimmung schmolz die Istergesellschaft auf wenige Mitglieder zusammen. Ihre prominenten Vertreter gingen in die Emigration. Immerhin bildeten sie für Catharina zunächst in der Heimat, dann in der Fremde Stütze und Halt.

Trotz ihrer Bildung blieb Catharina gefangen in den Gepflogenheiten ihrer Zeit und ihres Standes: Als ihr Onkel sie trotz der nahen Verwandtschaft zur Frau nehmen wollte, konnte sie nur einige Jahre seinem Werben Widerstand entgegensetzen. Fragt man nach Gründen für sein Werben, so war dies zum einen sicher ein tiefes Gefühl, das er durch die Jahre für seine Nichte entwickelt hatte; zum anderen war sie eine standesgemäße Partie für einen in die Jahre gekommenen Landedelmann, und es war zu erwarten, dass ihr beginnender Ruf als Dichterin auch auf den Ehemann abfärben würde. So setzte er sich dafür ein, dass ihre ersten Werke, eine Sammlung von Andachtsgedichten unter dem Titel Geistlichen Sonette, Lieder und Gedichte 1662 im Druck erschienen. Schließlich gab sie seinem Drängen nach: 1664 heiratete sie ihren 25 Jahre älteren Onkel. Die Trauung fand in der Klosterkirche Frauenaurach bei Erlangen auf protestantischem Territorium statt; Schirmherr der Eheschließung war Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth. In Österreich stand einer Ehe zwischen so nahen Blutsverwandten das katholische Kirchenrecht im Wege, während sich in der protestantischen Theologie kein ausdrückliches Verbot für eine solche Ehe fand. Die in Österreich nicht anerkannte Eheschließung hätte es eigentlich notwendig gemacht, dass das Ehepaar weiterhin auf protestantischem Gebiet ihren Aufenthalt nahm. Sie mussten allerdings nach Seisenegg zurück, um den Verkauf ihrer Güter voranzutreiben; Hans Rudolf von Greiffenberg wurde wegen der illegalen Eheschließung inhaftiert und erst durch Intervention des Kurfürsten von Sachsen wieder frei gelassen. Catharina interpretierte den neuerlichen Schicksalsschlag als göttliche Prüfung und Läuterung in Hinblick auf die ihr von Gott übertragene Aufgabe: die Bekehrung des Kaisers, seiner Familie und des gesamten Kaiserhofes zum einzig wahren, dem protestantischen Glauben.

Schloss Seisenegg © Elisabeth Vavra
Das Leben gestaltete sich nicht einfach. Der Gatte hielt sich zumeist in Radmer auf; Catharina lebte mit ihrer Mutter auf Seisenegg und hatte sich dort um den Gutsbetrieb zu kümmern. Ihre Probleme und Sorgen vertraute sie ihren Briefen an. Sie beklagte ihr Leben unter lautter boshafften Bauersleuthen, die mit Misstrauen ihre Gutsherrin bedachten. Jede Minute freier Zeit nutzte sie für ihre Dichtung; so lautet einer ihrer Briefe: Gegeben im Flachsfeld zu Preinsbach, den 7. August 1671 […] Ich schreib unter den Flachsziehern, die immer um etwas zu fragen und bitten haben, […]. Ablenkung von ihrer schwierigen Lage erfuhr sie bei den herbstlichen Vergnügungen des Adels, bei der Jagd, dem Vogelfang, bei Fischen und Reiten. Wenn ihr Gemahl anwesend war, führte er wohl ein offenes Haus. Allerdings behagten ihr seine rohen Tisch- und Saufkumpanen nicht sonderlich.

1675 starb ihre Mutter, zwei Jahre später ihr Gemahl. Schloss Seisenegg hatte noch ihr Gatte wegen der drückenden Schuldenlast an Matthäus Riß überschreiben müssen. Dieser verweigerte nun der Witwe den ihr zustehenden Erbanteil an der Kupfermine in Radmer auszuzahlen. Sie prozessierte gegen ihn; der Prozess zog sich über Jahre. War die Isolation schon vorher groß gewesen, so wurde sie nun zu einer erdrückenden Last. 1679 reist sie zu ihren Freunden nach Nürnberg; auf der Rückreise musste sie in Regensburg Aufenthalt nehmen, da in Wien die Pest ausgebrochen war. Hier begegnete sie ihren alten Freund Wolf Helmhard von Hohberg, dessen Einfluss es zu verdanken war, dass ihr nun zumindest das Erbgut ihrer Mutter in der Höhe von 5.500 Reichstalern ausgezahlt wurde. 1680 übersiedelte Catharina endgültig nach Nürnberg. Sie nahm Wohnung im Egidienhof und verbrachte dort im Kreis ihrer Freunde wohl die glücklichsten Jahre ihres Lebens. Sie starb am Ostersonntag des Jahres 1694 und wurde am St. Johannisfriedhof beerdigt.

Lit.: Heimo Cerny, Catharina Regina von Greiffenberg, geb. Freiherrin von Seisenegg (1633-1694), Amstetten 1983.

Weitere Infos zu Schloss Seisenegg und Catharina Regina von Greiffenberg finden Sie auch in der Geschichte-Datenbank des Landesmuseums: http://geschichte.landesmuseum.net/index.asp?contenturl=http://geschichte.landesmuseum.net/orte/ortedetail.asp___id=13631

Text: Dr. Elisabeth Vavra

Frauenportrait # 24

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# 24: Katharina Schratt – eine Karriere als Schauspielerin

Katharina Schratt in jungen Jahren
© UB Foto



Die Schratts waren eine angesehene Familie in Baden. Aus Konstanz war der 1773 geborene Großvater Katharinas Chrysostomos Schratt als junger Mann 1793 nach Wien gekommen, um an der Universität zu studieren. 1798 legte er seine Prüfung als Wundarzt ab, zwei Jahre später als Geburtshelfer. Als in Baden eine Chirurgen-Stelle frei wurde, bewarb er sich darum und ließ sich dort 1800 nieder. Sein Tätigkeitsbereich war umfangreich: Er versorgte nicht nur die Kranken in Baden und Umgebung, die Armen in der Wohltätigkeitsanstalt Mariazellerhof, sondern auch während der Napoleonischen Kriege die Soldaten im Lazarett, und half bei Tierseuchen auch als Tierarzt aus. Trotzdem fand er Zeit für medizinische Studien und verfasste u.a. auch eines der ersten Bücher, das sich mit der Heilkraft der Schwefelquellen in Baden auseinandersetzte.
Chrysostomos Schratt heiratete Rosalia Binz, die Tochter des Wiener Buchhändlers Johann Georg Binz, der zu den Gewinnern der josephinischen Reformen zählte. Während der Klosteraufhebungen hatte er um wenig Geld Bibliotheken der säkularisierten Klöster erworben und sie dann mit hohem Profit weiterverkauft. Er legte sein Vermögen u.a. in Immobilien an und erwarb zwei Häuser in Baden. Fünf Söhne brachte Rosalia Schratt zur Welt. Der älteste Sohn, Johann, übernahm die Buchhandlung des Großvaters in Wien. Anton Schratt (1804–1883), der mittlere Sohn, betrieb im Haus seines Vaters – heute Hauptplatz Nr. 22 – ein Geschäft mit Papier und Bürowaren. 1837 kaufte er Leopold Wallner das Haus Theresiengasse 1 (heute „Schratthaus“) ab. 1846 heiratete er dessen Tochter Katharina Wallner.
Katharina Wallner war am 22. Mai 1825 zur Welt gekommen. Ihr Vater Leopold Wallner war ein Drechslermeister, der aus Perlmutt und Elfenbein Schmucksachen anfertigte, die bei den Kurgästen beliebte Andenken waren. Weiters besaß er einen Gasthof. Seine Ehefrau holte er sich aus dem damals ungarischen Sauerbrunn. Sechs Kinder bevölkerten das Haus am Hauptplatz 8. Katharina war die zweitälteste. Ihr Vater, der auch Kommandant der „Städtischen-Feuerlösch-Vorrichtungen“ war, verunglückte bei einem Löscheinsatz 1841. Die Mutter starb 1845. Der frühe Verlust der Eltern war wohl ausschlaggebend dafür, dass sie den 20 Jahre älteren Freund der Familie, Anton Schratt, ehelichte. Auch sie schenkte sechs Kindern das Leben, allerdings überlebten nur drei davon. 1851 kam Heinrich zur Welt, der in Baden später einen Milchausschank betrieb und mit Rindern handelte. 1890 zog er mit seiner Familie nach Kärnten und ließ sich dort als landwirtschaftlicher Grundbesitzer nieder. 1853 kam Katharina zur Welt und als letztes Kind 1860 dann Rudolf Schratt, der mit seiner Schwester die Begeisterung fürs Theater teilte. Er studierte in Sachsen Maschinenbau und arbeitete dann in der Maschinenfabrik Escher & Wyß in Leesdorf bei Baden, später bei der Alpine Montangesellschaft. Seinen Ideen und Anregungen verdankt Baden die Sommerarena mit der fahrbaren Dachkonstruktion.
Katharina Schratt wuchs wohlbehütet von Eltern und Brüdern in einem gutbürgerlichen Haus auf. Die Familie gehörte zu den führenden Badens. Schon früh fühlte sie sich zum Theater hingezogen. Die Leidenschaft hatte sie wohl von ihrem Vater geerbt, der als junger Mann einmal selbst im Badener Stadttheater als Fürst Dagobert in dem Drama „Hermann, der Retter Deutschlands“ aufgetreten war. Über die Wünsche und Pläne seiner Tochter war er allerdings nicht erfreut. 1868 gab sie ihr „Bühnendebüt“ anlässlich einer Aufführung der „Dillettanten-Bühne“ Leobersdorf. Im Theaterstück „Eigensinn“ von Heinrich Benedix spielte sie das Dienstmädchen Lisbeth: In der lokalen Kritik hieß es: „… herzig im vollsten Sinn war Frl. Katharina Schratt als Lisbethchen, dem die Aufgabe zu Theil geworden, den Knoten des Stückes zu schürzen. Sie war wie geschaffen zu dieser Rolle, die wie auf den Leib geschrieben zu ihrer niedlichen Erscheinung paßte.“ Im selben Jahr spielte sie auch im Stadttheater Baden im Lustspiel „Zündhölzchen zwischen zwei Feuern“. Katharina wurde nun nach Köln in ein Pensionat „verschickt“. Dort sollten ihr die Flausen ausgetrieben werden. Viel Erfolg war dieser Aktion nicht beschieden. Nach nur wenigen Monaten kehrte sie ohne Schulabschluss nach Baden zurück. Ihr Wille war ungebrochen. Schließlich gab der Vater nach und erlaubte ihr, die Kierschnersche Theater-Akademie in Wien zu besuchen. 1872 schloss sie die Ausbildung ab, und drei Wiener Bühnen wollten sie gleich vom Fleck weg engagieren: das Burgtheater, das Stadttheater und das Carltheater. Sie entschied sich aber für Berlin: Das Königliche Schauspielhaus bot ihr ein Engagement als jugendliche Naive an. Am 6. April 1872 debütierte sie in Johann Wolfgang Goethes Schauspiel „Die Geschwister“. Während des Sommers gab sie Gastspiele in Enns und Baden. 1873 kehrte sie nach Wien zurück und spielte am Wiener Stadttheater, dem sie bis 1881 verbunden blieb. 1879 heiratete sie den ungarischen Konsularbeamten Nikolaus Kiss de Ittebe. 1880 trennte sie sich wieder von ihm; im selben Jahr wurde ihr Sohn Anton geboren.
Am 10. November 1883 erreichte Katharina Schratt das Ziel aller SchauspielerInnen dieser Zeit: Sie gab ihr Debüt am k. u. k. Burgtheater, damals noch im alten Haus am Michaelerplatz. Auf dem Spielplan stand das Schauspiel „Dorf und Stadt“. Die Zeitungskritiken waren durchwegs positiv, weniger positiv die Gedanken ihrer neuen Kollegen: So vermerkte Hugo Thimig in seinem Tagebuch wenig schmeichelhaft: „Sie ist, was man sagt, ein lieber Kerl. Gar zu jung nicht mehr. Einige dreißig. Ein tiefliegendes, rauhes Organ. Manchmal drollig. Keine Vertiefung und Innerlichkeit.“ 1887 erfolgte ihre Ernennung zur Hofschauspielerin. Obwohl ihre Stärke eher im komischen Fach lag und sie in Lustspielen sowie Volksstücken brillierte, findet sich ihr Name auch in den Besetzungslisten von Klassikern: So spielte sie z.B. die Lady Percy in Shakespeares König Heinrich IV., die Elisabeth von Valois in Schillers Don Carlos oder das Käthchen in Kleists Käthchen von Heilbronn. Nach Differenzen mit der neuen Burgtheaterführung kündige Katharina Schratt ihren Vertrag per 7. Oktober 1900 und ging im Alter von 47 Jahren „in Pension“.

Katharina Schratt als Maria Theresia
© UB Foto
Ein Jahr später wurde sie rückfällig und feierte im Theater an der Wien ein triumphales Comeback. Für wohltätige Zwecke spielte sie u.a. im „Meineidbauer“ von Ludwig Anzengruber. Felix Salten nutzte seinen Bericht über die Premiere zu einer Kritik am Burgtheater: „Frau Schratt spielt die Vroni in Anzengrubers Meineidbauer. Für österreichische Gestalten aus dem Volke besitzt das Burgtheater recht wenig Darsteller. Es wird im ersten Theater der Monarchie viel gesächselt, geschwäbelt, berlinert, aber wienerisch, österreichisch wird nicht gesprochen. Da war es gewiß sachlich nicht zu rechtfertigen, eine Frau ziehen zu lassen, die das seltene Element des ‚Kreuzbraven‘ so frisch verkörpert. Nun, da auch Nestroy seinen Einzug im Burgtheater gehalten, bleiben zur Verkörperung österreichischer Typen fast nur mehr Schwaben, Sachsen und Preußen.
Fast einen Eklat in der Wiener Theaterszene gibt es zwei Jahre später, als Katharina Schratt die Rolle der Maria Theresia im gleichnamigen Theaterstück von Franz von Schönthan verkörperte. Das Schauspiel sollte ursprünglich seine Premiere unter dem Titel „Die Kaiserin“ erleben. Das wäre dann doch zu provokant gewesen – denn seit 1886 war sie die „liebe, gute Freundin“ des Kaisers:

Über Katharina Schratt – die Vielgeliebte lesen Sie in der kommenden Woche.
Text: Dr. Elisabeth Vavra

Lit.:
Georg Markus, Katharina Schratt. Die heimliche Frau des Kaisers. Wien 1982.
Henriette Povse, Das Kochbuch der Familie Schratt. Kulinarische Geschichten aus Baden, herausgegeben von Rudolf Maurer, mit einem Beitrag von Manfred Ronge. Erfurt 2012.
Georg Markus, Es war ganz anders, Geheimnisse der österreichischen Geschichte. Wien 2013.
Katrin Unterreiner, Kein Kaiser soll uns stören. Katharina Schratt und die Männer. Wien-Graz-Klagenfurt 2014.

Brombeere

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Rubus fruticosus

Ackerbeere, Bramel, Brambeere, Brennbeere, Feldschwarzbeere, Frombeere, Hundbeere, Kratzbeere, Kroatzbeere, Moren, Rambeere, Schwarze Haubeere

Foto: Beate Steiner
Die ersten Brombeeren sind reif im Museumsgarten. Glänzend schwarz lugen die erfrischenden Früchte aus der dichten grünen Hecke. Aber: Vorsicht, Naschkatzen! Als kratziger Fraßschutz bedecken viele kleine, spitze Stacheln die bis zu drei Meter langen Triebe des Kletterstrauchs, der damit seine Verwandtschaft zu den Rosengewächsen ganz deutlich zeigt. Was eigentlich schon der deutsche Name des „Rubus fruticosus“ verrät. Brombeere leitet sich nämlich vom althochdeutschen Wort für „Dornbeere“ (bramo beri, bramberi) ab, verwandt auch mit „bramble“ für Brombeerstrauch im Englischen. Das ist zwar etymologisch korrekt, botanisch aber falsch, denn „Rosaceae“ tragen Stacheln, keine Dornen.
Die Stacheln dienen auch als Kletterhilfe für die stetig wachsenden Triebe, die sich bogenförmig über die übrige Vegetation legen und so bevorzugt an Waldrändern, auf Schutthalden und sonnigen Hängen undurchdringliches Gestrüpp bilden. Die dunkelgrünen, an der Unterseite etwas helleren gefiederten Blätter werden von den meisten Arten im Herbst nicht abgeworfen.

Brombeerblüte © thinkstock, Foto: llhoward
Brombeersträucher haben von Mai bis Oktober weiße, seltener rosa, Blüten, von August bis Oktober reifen die blauschwarzen, saftigen Sammelsteinfrüchte, die botanisch gesehen keine Beeren sind: Bei jedem einzelnen der saftigen schwarzen Kügelchen, aus denen sich die zwei bis drei Zentimeter große Frucht zusammensetzt, beißt man auf einen kleinen hart umhüllten Samen.
In Europa gibt es etwa 70 wildwachsende, kultivierte und ausgewilderte Arten, darunter auch gezüchtete Gartenbrombeeren ohne Stacheln.



Medizin pur aus der Natur

Rubus fruticosus ist eine der ältesten Heilpflanzen der Menschheit. Schon um 400 v. Chr. sammelte Hippokrates, Urahn der Ärzte, in den Wäldern Griechenlands Blätter und Früchte der Brombeere, weil er um ihre entzündungshemmende und magenberuhigende Wirkung wusste. Auch die Römer kauten Brombeerblätter gegen Zahnfleischentzündungen, tranken Brombeer-Tee und -Saft gegen Durchfall und Koliken, berichtet Plinius.

Foto: Beate Steiner
Brombeerblätter sind reich an Gerbstoffen, enthalten Flavone und ätherische Öle. Sie werden getrocknet und als Tee aufgegossen. Dieser wirkt als leichtes Abführmittel, aber auch entzündungshemmend und wird zum Beispiel zum Gurgeln bei entzündeten Schleimhäuten empfohlen.


Die Beere hat mehr als nur süßlich herben Geschmack zu bieten. Sie ist im Beeren-Ranking Nummer eins beim Calcium- und Provitamin-A-Gehalt, enthält außerdem reichlich Kalium, Magnesium, Kupfer und Eisen – letzteres sichert eine gute Sauerstoffversorgung in den Zellen. Die Powerfrucht punktet zusätzlich noch mit Beta-Karotin und Flavonoiden, das sind blaue Farbstoffe, die immunstimulierend wirken können, Arterien elastisch halten und Blutgefäße festigen. In der Vitamin-C-Rangliste belegt Rubus fruticosus keinen Spitzenplatz. Aber: Munden pralle, frische, süß-säuerliche Brombeeren nicht viel, viel besser als die Vitamin-C-Sieger, nämlich rohe Hagebutten?
Brombeeren schmecken am besten frisch, werden als Marmelade, Likör und Wein verarbeitet, und auch als Saft – ein bewährtes Mittel gegen Heiserkeit.

 

Feine Gerichte mit Brombeeren

Brombeeren sind nicht lange haltbar, lassen sich aber bestens einfrieren. Und die Vitaminbomben sind fein aromatische Zutaten in süßen und pikanten Gerichten. Einige Anregungen:


Salat mit Brombeeren und Ziegenkäse

Foto: Beate Steiner
Blattsalate und Rucola-Blätter anrichten, mit Brombeeren und frischem Ziegen- oder Schafkäse bestreuen. Pfeffern, mit einer Marinade aus mildem Essig, etwas Dijonsenf, Olivenöl und viel Pfeffer servieren. Der Geschmack der Früchte harmoniert besonders gut mit der pfeffrigen Senf-Würze von Rucola und dem milden Geschmack des Käses.
Besonders gut dazu schmeckt rosa gebratenes Rehfilet mit Portweinsauce, die mit Brombeeren verfeinert wurde.


Foto: Beate Steiner

Brombeercreme:

¼ Liter Milch und ¼ Liter Obers mit etwas Salz und Vanille aufkochen, 2 Esslöffel Kristallzucker und 4 eingeweichte Gelatineblätter darin auflösen. Ein Drittel der Masse mit 200 Gramm pürierten Brombeeren mixen, durch ein Sieb passieren. Beide Massen abwechselnd in Gläser füllen, kaltstellen. Mit Minze garnieren.

Brombeertarte:

6 Eier mit 300g Kristallzucker und einer Prise Salz schaumig schlagen, 300g fein geriebene Mandeln (oder Haselnüsse) unterheben, mit etwas Zitronenschale würzen. In eine gefettete Tarteform streichen, bei 180° goldbraun backen. Den erkalteten Kuchen mit Brombeermarmelade bestreichen, mit Brombeeren dicht belegen, mit Tortengelee überziehen. Schmeckt am besten gekühlt mit einer Kugel Vanilleeis.



Text: Beate Steiner

http://www.baumkunde.de/Rubus_fruticosus/
https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/ernaehrung-saisonkalender-brombeere.html
http://www.apotheker.or.at/Internet%5COEAK%5CNewsPresse.nsf/webPages/637F49DFF64970E6C1256EEE00429405?OpenDocument

Frauenportrait # 25

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Katharina Schratt – die Vielgeliebte



Durch Jahrzehnte kannte man Katharina Schratt als langjährige Freundin und Vertraute Kaiser Franz Josephs, bei der er Ablenkung und Verständnis fand, also all das, was ihm seine Gemahlin versagte. In den letzten Jahren in Familienbesitz aufgefundene Briefe zeichnen nun ein etwas anderes Bild der Schauspielerin. 
Der Kaiser war – abgesehen von ihrem Gatten – bei weitem nicht der einzige Mann, der in ihrem Leben eine Rolle spielte. Geschickt verstand sie es gleichzeitig mehrere Verehrer – oder Liebhaber? – um sich zu sammeln. Dabei vermittelte sie allen Männern das Gefühl, ihr Favorit zu sein. Ihr großes psychologisches Einfühlungsvermögen zeigt sich auch darin, dass die ehemaligen Verehrer/Liebhaber ihr in Freundschaft verbunden blieben.
Schauspielerinnen hatten es nicht leicht. Ihr Beruf erforderte einen Lebensstil, der mit Gagen nicht leicht zu bestreiten war. Allein die notwendige Garderobe verschlang Unsummen. Von einer Schauspielerin wie Katharina Schratt erwartete die Gesellschaft ein entsprechendes Auftreten. Überdies war der Kontakt mit hochgestellten Persönlichkeiten der Karriere oft sehr förderlich.
Irgendwann um das Jahr 1886 – der erste erhaltene Brief wurde im Frühsommer dieses Jahres geschrieben – lernte Katharina Schratt einen der reichsten Aristokraten Wiens kennen: Johann Graf Wilczek. Wilczek war nicht nur reich, er engagierte sich auf den verschiedensten Gebieten: Er förderte die Österreich-Ungarische Nordpolexpedition von Julius Payer und Carl Weyprecht in den Jahren 1872 bis 1874; zwischen 1874 und 1906 ließ er für seine umfangreichen Kunstsammlungen die Burg Kreuzenstein bei Wien errichten. Er gründete die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft und ließ das Rudolfinerhaus in Wien errichten. Zu seinen Freundeskreis zählten die führenden Wissenschaftler seiner Zeit. Die Liebe zu Katharina Schratt hatte den fast Fünfzigjährigen ordentlich gepackt: „Katherl – was ich dabei fühlte hab ich nicht für möglich gehalten fühlen zu können – obwohl ich mich genau kenne – und ich mir ungeheueres zutraue – Katherl jetzt sehe ich erst was ich leide fern von dir – und wie ich dich liebe – wie ich an dir halte – und was du mir bist“.  Es war dasselbe Jahr 1886, in dem sich Katharina Schratt bereits intensiv um die Freundschaft des Kaisers bemühte.

Katharina Schratt mit Kaiser Franz Joseph
© UB Foto
Eingefädelt hatte die beginnende Freundschaft zu Franz Joseph Kaiserin Elisabeth höchstpersönlich. Sie war auf der Suche nach einer Freundin für ihren Gemahl, Kennengelernt hatte der Kaiser Katharina Schratt anlässlich der Audienz, zu der sie geladen war, um sich als Schauspielerin des k.u.k. Hofburgtheaters vorzustellen. Die nächste Begegnung fand beim „Ball der Industriellen“ im Fasching 1885 statt. Wieder kamen sie miteinander ins Gespräch, und wieder, wie bei der Audienz, amüsierte sich der Kaiser über ihre frische, unverblümte Art. Im August sahen sie sich wieder: Beim Empfang des russischen Zaren Alexander III. gaben prominente Schauspielerinnen des Burgtheaters Proben ihres Könnens ab. Sie waren auch zum anschließenden Souper geladen. So lernte Kaiserin Elisabeth Katharina Schratt kennen und begann die aufkeimende Neigung zu fördern. In ihr hoffte sie endlich einen adäquaten „Ersatz“ gefunden zu haben, damit sie sich ohne schlechtes Gewissen noch länger auf Reisen aufhalten konnte. Als nächsten Schritt musste der zu seiner Zeit berühmte Porträtmaler Heinrich Angeli im Auftrag der Kaiserin ein Porträt Katharina Schratts anfertigen. Noch wusste Schratt nichts von dem Spiel, dass die Kaiserin eingefädelt hatte. Bei der letzten Porträtsitzung erschien dann der Kaiser höchstpersönlich. Zwei Tage nach dem Treffen bei Angeli erhielt Schratt das erste Schreiben des Kaisers, dem ein Smaragdring beilag.  Da durchschaute sie das angebahnte Arrangement, das allerdings ihren Wünschen nur entgegenkam. Mehr konnte eine Schauspielerin zu dieser Zeit nicht erwarten als den Kaiser als Gönner zu gewinnen. Auch Graf Wilczek durchschaute das Spiel: „Katherl wenn Dir bei Angeli nur nicht doch etwas geschah – zwar Dir nicht – aber mir, ich muß immer daran denken – und frage mich – was denkt mein Katherl darüber? – wird mir das nicht etwas von ihr nehmen?
Das nächste Treffen mit dem Kaiser fand dann am Wolfgangsee statt. Schratt hatte für den Sommer die Villa Frauenstein gemietet, in der sie den Kaiser zum Frühstück, den Grafen zum Diner empfing. Für den Kaiser war Katharina Schratt die ideale Gefährtin für die wenigen Stunden Freizeit: Sie war das genaue Gegenteil der Kaiserin; sie stand mit beiden Beinen fest im Leben. Ihre Interessen galten eher den trivialen Seiten des Lebens. In der Folge versorgte sie den Kaiser mit Klatsch und Tratsch aus der Wiener Gesellschaft. Bei ihr fand er die notwendige Ablenkung und konnte wenigstens für wenige Stunden Mensch sein. Er überhäufte sie dafür mit Geschenken und ermöglichte ihren aufwändigen Lebensstil. Er schenkte ihr eine Villa in der Gloriettegasse in Wien, nahe dem Schloss Schönbrunn, damit er sie in Wien auch täglich zum Frühstück aufsuchen konnte. In Bad Ischl stellte er ihr in späteren Jahren die Villa Felicitas auf der Straße nach Pfandl zur Verfügung. Täglich besuchte er sie dort während des Sommers, und sie ließ für ihn ihren berühmten Gugelhupf backen. Zur Vorsicht musste die Konditorei Zauner täglich einen weiteren nach ihrem Rezept backen für den Fall, dass ihrer misslang. Katharina Schratt wurde in all den Jahren wiederholt in die kaiserliche Villa zu Diners und Spaziergängen mit der kaiserlichen Familie eingeladen.    
Bis 1895/6 gelang es ihr, daneben das Verhältnis mit Johann Graf Wilczek aufrecht zu erhalten, was weiter nicht schwer war, da der Graf ein guter Freund des Kaisers und des Kronprinzen war. Manchmal wurde der Kaiser zwar misstrauisch, Katharina konnte ihn aber immer wieder überzeugen, dass es sich dabei um eine rein platonische Freundschaft handelte. Was ihr nicht gelang, war über den Kaiser Einfluss auf die Leitung des Burgtheaters zu nehmen. Hier konnte sie ihre Wünsche nicht durchsetzen, dazu war der Kaiser zu korrekt. Ein weiterer Grund für die sich mehrenden Auseinandersetzungen resultierte aus der Weigerung des Kaisers, ihr den von Kaiserin Elisabeth versprochenen „Elisabeth-Orden 1. Klasse“ zu verleihen. Zu Lebzeiten der Kaiserin wäre das für den Kaiser kein Problem gewesen, nun nach der Ermordung Elisabeths 1898 sah sich der Kaiser außerstande, dies zu tun. Nun da ihre Gönnerin tot war, begann man bei Hofe gegen die Schratt zu hetzen. Die Reibereien am Burgtheater führten schließlich zu ihrer Kündigung des Vertrages, eine Kündigung, die der Kaiser anzunehmen hatte. Obersthofmeister Montenuovo, dem die Schratt ein Dorn im Auge war, sah endlich die Gelegenheit gekommen, sie loszuwerden. Er überzeugte den Kaiser davon, dass die Schratt des Theaterspielens müde war, und der Kaiser, dem ein Ränkespiel in tiefster Seele fremd war, nahm die Kündigung an. Katharina Schratt, die die Kündigung nur als Druckmittel einsetzten wollte, verließ empört Wien. 15 Jahre hatte die Freundschaft gedauert, die nun ein jähes Ende fand. Der Kaiser war es, der am meisten darunter litt. Erst im kommenden Jahr kam es zu einer Versöhnung, die allerdings das alte Vertrauensverhältnis nicht mehr wiederherstellte.

Katharina Schratt als Maria Theresia
© UB Foto
Im Jahr danach feierte Katharina Schratt ihr kurzes Comeback als Schauspielerin in der Rolle der Maria Theresia; der Kaiser freute sich darüber, sie wieder auf der Bühne bewundern zu dürfen – noch dazu trug sie bei dieser Gelegenheit all die Juwelen, die er ihr verehrt hatte. Aber – Ironie des Schicksals – Katharina Schratt verliebte sich bei dieser Gelegenheit unsterblich in ihren zehn Jahre jüngeren Partner Viktor Kutschera, der Franz Stephan von Lothringen spielte. Ein jüngst aufgetauchter Brief legt Zeugnis von der großen Leidenschaft dieses Verhältnisses ab, das zumindest bis 1903 dauerte.    

Nach dem Tod des Kaisers führte Katharina Schratt ein völlig zurückgezogenes Leben in dem Haus am Ring, das sie von ihrem Gemahl geerbt hatte. Sie besuchte täglich die Kirche und mehrmals in der Woche die Kapuzinergruft. Im Alter von 86 Jahren starb sie am 17. April 1940 und wurde am Hietzinger Friedhof beigesetzt. Trotz ihrer Freude an Klatsch und Tratsch bewahrte sie bis zu ihrem Tod all die Geheimnisse, die sie mit ihren Verehrern und Gönnern teilte, und widerstand allen lockenden Angeboten der Boulevardpresse, ihre Erinnerungen zu verkaufen.

Im nächsten Blogbeitrag lernen Sie ein paar Kochrezepte aus dem Besitz der Familie Schratt kennen.

Text: Dr. Elisabeth Vavra
Lit.:
Georg Markus, Katharina Schratt. Die heimliche Frau des Kaisers. Wien 1982.
Georg Markus, Es war ganz anders, Geheimnisse der österreichischen Geschichte. Wien 2013.
Katrin Unterreiner, Kein Kaiser soll uns stören. Katharina Schratt und die Männer. Wien-Graz-Klagenfurt 2014.

Frauenportrait # 26

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Katharina Schratt – Geheimnisse aus der Küche



Im Stadtarchiv Baden wird das handgeschriebene Rezeptbuch Katharina Schratts der Älteren aufbewahrt. Sie begann ihre Eintragungen im Jahr 1844. Damals war sie gerade 19 Jahre alt.  Mit „In Gottes Namen angefangen“ begann sie ihre Eintragungen. 123 Rezepte auf 137 Seiten finden sich. Solche handschriftlichen Kochbücher besaßen in den Familien Tradition. Man kann wohl annehmen, dass auch die Tochter Katharinas – die Schauspielerin gleichen Namens – ihre Kochkünste an diesen Rezepten ausprobierte. Und so manches Rezept könnte den Gaumen des Kaisers in der Gloriettevilla oder in der Villa Felicitas in Bad Ischl erfreut haben:


Rostbraten, thinkstock,
Foto: Lisovskaya
Bayrischer Rostbraten
Schneide Zwiebel, Petersilgrünes, Petersil, Gelbe Rüben, Champignons, Lemonischalen [Zitronenschale], einige Sardellen sehr fein zusammen, lasse es in Butter etwas verdünsten, staube sie und gieße sie mit Wein und brauner Suppen auf, gib Rahm hinein und brate die Rostbraten auf einem gähen [jähen] Feuer sehr schnell ab, salze sie ein wenig, tauche sie etwas in Mehl ein. Wenn sie schnell abgebraten sind, lege sie in die Sauce ein und lasse sie verdünsten, schöpfe fleißig die Fett herunter. Du kannst noch Rahm daruntergeben, so sind sie fertig.



Schünkenflecke
Treibe ein Stück Butter sehr pflaumig [flaumig] ab, schlage die Dötter hinein, verrühre eins
Schinkenfleckerl, thinkstock, Foto: A_Lein
nach dem andern, mache breite Nudeln anstatt Fleckerln. Wenn das Wasser siedet, salze es, gib die breiten Nudeln hinein, lasse es einmal aufwallen, schweibe [spüle] es geschwind mit kaltem Wasser ab, gib sie hinein, dass sie nicht zusammenpicken. Gib einen fein zusammengeschnittenen Schünken hinein. Schlage von die Dotter einen festen Schnee, mische es leicht untereinander, bevor du einen Schnee hineingibst, gib hübsch Rahm hinein, nicht zu viel Butter, dass es nicht zu fett wird, denn der Rahm macht auch fett. Schmiere ein Becken mit Butter aus und back es, so ist es fertig. Willst du kennen, ob es ausgebachen ist, steche mit einer Nadel hinein. Wenn sie nicht mehr milchig ist, so ist es ausgebachen.


Faschierter Braten, thinkstock, Foto: Azurita
Hachée mit verlorne Eier
Schneide gebratenes Kalbs- oder Hühnerfleisch, was du hast, sehr fein zusammen. Schneide Petersil, Lemonischalen [Zitronenschale], Champignons, Zwiefel sehr fein zusammen, lasse es in Butter anpassieren, gib eine weiße Sauce darein oder staube es und gieße es ein wenig mit Suppen auf. Gib das zusammengeschnittene Fleisch hinein, salze es, gib Dötter hinein, dass es eine hübsche Farbe bekommt, lasse es etwas resten [rösten ]. Stelle ein Kastrol [Rein] mit kaltem Wasser auf, gib etwas Essig hinein, dass es die Eier etwas zusammenzieht, salze es. Wenn das Wasser wallt, schlage das Eier hinein. Bei jedem Eier muss das Wasser sieden. lasse es sieden, bis die Eier sich eingehüllt haben und gut sind, und gib sie zum Haché, so ist es gut.


Milchrahmstrudel, thinkstock, Foto: IvanMikhaylov
Milchrahmstrudel
Treibe ein Stück Butter und Rindschmalz zusammen ab, sehr pflaumig [flaumig], gib dann den Zucker hinein, wie viel du willst, verrühre es gut. Schlage einen Dötter nach den andern hinein, gib bei jedem Dotter etwas in der Milch geweigte [eingeweichte], gut ausgedrückte Semmel, verrühre es gut. Salz es, gib etwas Limonischalen [Zitronenschale], rühre ganz leicht den Rahm hinein und schlage von die halben Dötter einen sehr festen Schnee. Mische ihn leicht darunter, gib einen Staub Mehl hinein. Mache einen sehr feinen Strudelteig mit lauem Wasser an, gib ein Stück Butter, darunter Eier. Sieh, dass du auf einmal die gehörige Feste triffst. Du kannst ihn beschmieren mit lauem Wasser oder Schmalz, und lasse ihn rasten. Staube dir ein Tischtuch mit Mehl an, ziehe den Teig fein aus, tauche dir die Hände in Mehl ein, dass dir der Teig nicht in die Hände anpickt beim Ausziehen. Schneide die Enden mit einem Messer weg, mache den Teig zusammen. Den kannst du noch einmal ausziehen. Also streiche die Fülle mit einem Messer schön gleich geschwind auf, dass die Fülle nicht zusammenfällt. Streie ganz wenig feine Semmelbreseln auf, Rosinen, Weinbeerln nicht zu viel, hebe das Tischtuch mit beiden Händen auf und lasse es so hinunterrollen. Lege es in einer Rundeau [rund] zusammen. Schmier dir ein Kastroll [Backblech] mit Butter aus. Lege dir das Kastroll darauf, fasse das wohlbestaubte Tischtuch mit beiden Händen und stelle es auf [d.h.: Dreh es um, sodass der Strudel auf dem Blech liegt]. Gib es in die Rehre. Wenn es so halb gebachen hat, so gieße etwas Milch hinein und lasse es noch etwas bachen und gib es zur Tafel.


Gugelhupf, thinkstock, Foto: locrifa
Sehr guter Guglhupf:
Man treibt ½ lb [Pfund; 28 dag] Rindsschmalz sehr pflaumig [flaumig] ab. Also hat man sich gerichtet 2 lb [1,12 kg] gesiebtes feines Mehl und 12 Eier. Man gibt dann in das abgetriebene Schmalz etwas Zucker und Salz und Lemonyschäller [Zitronenschale], 1 ganzes Eier und einen Dotter, 3 Esslöffel voll Mehl. Das gibt man auf einmal hinein, verrührt es sehr gut und fahrt so fort, bis die 12 Eier und das Mehl gar ist. Dann mischt man 2 Löffel etwas gute Germ mit einen halben Seidel [2 dl] Obers, gehörig Weinbeerln und Zibeben [Rosinen] unter die Massa. Also hat man sich schon den Form [die Guglhupfform] ausgeschmiert, ihn mit Mehl bestaubt und mit länglicht geschnittene Mandeln ausgelegt. Also man füllt die Massa nicht ganz voll ein, nur so stark halbvoll. Also man deckt ihn zu mit einem Serviette oder Papier und lässt ihn gehen an einen warmen Orte, doch nicht zuviel - nur so, dass die Form voll ist (doch nicht zu voll, denn man darf ihn auch nicht übergehen lassen). Auch darf man ihn nicht zu schnell gehen lassen. Also bacht [bäckt] man ihn ziemlich gäh [schnell], man darf die Rehrn [Backrohr] auch nicht zu oft aufmachen, überhaupt anfangs, denn sonst wird er sehr leicht speckicht. Man muss wohl öfters nachsehen, dass die Rehrn nicht zu heiß ist. Sieht man, dass er schon etwas eine Farbe hat, so deckt man ein Papier darauf. Es muss beinahe unumgänglich ein Türckenbund [Gugelhupfform] sein, weil er sich in einen runden Model viel schöner bacht. Man muss sehr vorsichtig sein beim Bachen und ihn ziemlich gäh bachen. Die Weinbeerln und Zibeben ist es sehr gut, wenn man sie erst darunter mischt, wenn man die Massa einfüllt.

Viel Spaß beim Nachkochen!
Die Fotos stammen alle aus einer zeitgenössischen Bilddatenbank



Die Kochrezepte stammen aus:
Henriette Povse, Das Kochbuch der Familie Schratt. Kulinarische Geschichten aus Baden, herausgegeben von Rudolf Maurer, mit einem Beitrag von Manfred Ronge. Erfurt 2012.

Der Wels

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… schwimmender Gigant (Silurus glanis)


© thinkstock, Foto: abadonian
Seine Welt ist geheimnisvoll und rätselhaft. Dunkelheit, versunkene Baumstämme und trübes Wasser, das ist der Lebensraum der stummen Giganten. Er haust in Spalte und Höhlen von stehenden oder langsam fließenden Gewässern, verstecken sich zwischen dichtem Wurzelwerk oder Schilf. Seine geheimnisvolle Erscheinung und die schiere Größe des Welses bieten viel Stoff für Mythen und Legenden. Oftmals vermischen sich Märchen und Wahrheit zu unheimlichen Geschichten über vermeintliche Killerfische. Ein potentieller Menschenfresser ist der Wels trotz all der Legenden über ihn nicht und es kann weiterhin ohne Angst in allen Seen und Flüssen gebadet und getaucht werden.

Der Wels oder auch Waller genannt, lebt im Verborgenen. Der größte reine Süßwasserfisch unserer Gewässer ist vorwiegend nachtaktiv und zieht sich tagsüber in seine Verstecke zurück, wo er bis zur Dämmerung reglos liegen bleibt. Er kann die Farbe des Untergrunds annehmen und bleibt, getarnt wie ein Guerillakämpfer, meist unentdeckt von Naturbeobachtern und Badegästen.
Genau hinsehen muss auch, wer die Welse im Donaubecken des Landesmuseums beobachten will. Unter Tags liegen sie meist unbewegt am Grund des Aquariums. Erst wenn die Nacht hereinbricht kommt Leben in die schuppenlosen, schleimigen Körper. So manch ein Besucher erschrickt, wenn ein vermeintlicher Baumstamm sich plötzlich bewegt und wegschwimmt.

Er ist ein nicht gerade wählerischer Raubfisch, der alles verschlingt, was in sein großes Maul passt. Und das ist nicht irgendein Maul, sondern das größte und breiteste aller Süßwasserfische. Auf seinem Speiseplan stehen neben Aas, Würmern, Schnecken, Fröschen, Fische auch Wasservögel und kleinere Säugetiere.
Der Waller kann bis zu drei Metern lang werden und ein Gewicht von bis zu 150 kg erreichen. Es ranken sich jedoch Legenden um Exemplare, die um einiges schwerer sein sollen. Aber nicht nur seine Größe macht den Wels zu einer einprägsamen Erscheinung. Seine einzigartige Körperform unterscheidet ihn, wie auch seine völlig schuppenlose Haut, deutlich von allen anderen Fischen.

Weil der Waller vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv ist, spielt sein Sehsinn, im Vergleich zu anderen Raubfischen, eine sehr untergeordnete Rolle. Seine Augen sind sehr klein und ausdruckslos. Der Tastsinn hingegen ist stark ausgeprägt. Dazu benutzt der Wels seine auffällig langen Barteln am Oberkiefer, mit denen er aktiv seine Umgebung ertasten kann. Am Unterkiefer sitzen noch weitere vier kleinere und unbewegliche Barteln die, genau wie das gut ausgebildete Seitenlinienorgan dem Fisch dabei helfen, seine Beute aufzuspüren. Aber auch das Gehör des gigantischen Räubers ist besonders gut ausgeprägt und sensibel. Schallwellen werden von der Schwimmblase aufgenommen, die mit dem Innenohr verbunden ist und die Aufgabe des Trommelfells übernimmt. Dieser spezielle Aufbau des Gehörs ist typisch für die Gruppe der echten Knochenfische, zu denen der Wels gezählt wird.

Hat er ein Beutetier ausgemacht, so schlägt der Waller stets aus geringer Entfernung blitzartig zu. Ein einzelner Schlag seiner Schwanzflosse muss genügen, um ihn an seine Beute zu bringen. Einmal geschnappt, machen es die zahllosen kleinen, kegelförmigen, nach hinten gerichteten Zähnen des Welses dem Opfer nahezu unmöglich zu entkommen.

Die einzelgängerischen Tiere finden sich lediglich zur Laichzeit von Mai bis August paarweise in pflanzenreichen Flachwasserzonen zusammen. Das Männchen baut ein Nest aus Wasserpflanzen, in welches vom Weibchen während des Laichspiels 20 000 bis 30 000 Eier pro kg Körpergewicht gelegt werden. Diese werden sofort von ihrem Partner besamt und bleiben an Pflanzenteilen kleben.
© thinkstock, Foto: UroshPetrovic
Hier enden die Pflichten einer Welsmutter. In der Folge wird das Nest vom Vater bis zum Schlüpfen der Jungen bewacht und durch Flossenschläge mit Frischwasser versorgt. Die frisch geschlüpften Larven verlassen erst nachdem sie den Dottersack aufgebraucht haben, den ihnen ihre Mutter als Starthilfe mit auf den Weg gegeben hat, das vom Männchen bewachte Nest. Nun beginnt für sie das Leben eines Raubfisches. Erst wenige Tage auf der Welt, stellen sie bereits kleinen Flohkrebsen und anderen im Wasser schwebenden Kleintieren nach.
Doch besonders im ersten Lebensjahr wird der Jäger oft zum Gejagten. Die Zahl der Feinde junger Welse ist groß. Nahezu alle Fische aber auch Frösche, Insekten wie Libellenlarven oder Gelbrandkäfer und Wasservögel ernähren sich von frischgeschlüpften Fischlarven und Jungfischen. Wer die ersten Lebensjahre überstanden hat ist groß genug, um den Spieß umzudrehen und seinerseits Jagd auf Fische, Frösche und Wasservögel zu machen.

Die Vorliebe erwachsener Welse für Ente, Haubentaucher und Co machen sie oft zum erklärten Feind vieler Vogelschützer. So kommt es etwa an den zum Teil als Vogelschutzgebiet ausgewiesenen Viehofner Seen in St. Pölten immer wieder zu Problemen. Es musste öfter beobachtet werden, dass der Nachwuchs vieler Wasservögel größtenteils vor dem Erwachsenwerden spurlos verschwand. Als mögliche Täter in diesem „Kriminalfall“ kommen unter anderem die in den Seen lebenden, großen Welse in Frage. Aus diesem Grund gab es 2010 eine Fischereikampagne, um die Anzahl der Raubfische zu reduzieren. Der größte im Zuge dieser Aktion gefangene Waller wog 70 kg und war mit einer Körperlänge von 2,32 m größer als ein Mensch. Der Riesenfisch wehrte sich über eine Stunde lang gegen seine Gefangennahme und konnte nur unter großem Kraftaufwand aus dem Wasser geholt werden. Es werden jedoch noch größere Exemplare in den beliebten Badeseen vermutet, was das Interesse von Sportfischern erweckt.


Unter Anglern gilt der Wels wegen seiner Größe und seinem Kampfgeist als beliebter Sportfisch. Große Exemplare werden jedoch, von verantwortungsvollen Fischern, meist, nach dem Schießen einige Erinnerungsfotos, wieder in die Freiheit entlassen. Denn die großen Tiere sind nicht überall so häufig wie in den St. Pöltner Seen. Auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten Österreichs wird der Wels als „gefährdete Art“ geführt. Das lässt sich vor allem auf die schlechte natürliche Reproduktion der Tiere, die zur Vermehrung auf Wasserpflanzen und Überschwemmungszonen angewiesen sind, zurückführen. Die meisten Bestände in Österreich können nur durch künstlichen Besatz erhalten werden.

Einmal mehr zeigt sich, dass Vielfalt und Reichtum der Natur nur durch den Erhalt natürlicher Lebensräume und ein friedliches und verantwortungsvolles Miteinander von Mensch und Tier gewährleistet werden kann.


Im Landesmuseum leben einige Welse im großen Donaubecken.
Donaubecken, Foto: M. Schaar

http://www.landeshauptstadt.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1550&Itemid=217
http://www.culturecall.com/audios/ammerland/Station25-Riesenwels.mp3


Text: Mag. Elisabeth Holovsky

Frauenportrait # 27

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Unterrichtsfach Glück - ein Steckenpferd von Elisabeth Dittrich





Elisabeth Dittrich, Foto: privat
Im Rahmen der Sonderausstellung „Frauenbilder in Niederösterreich“ hat unter anderem die Neue Niederösterreichische Mittelschule Theodor Körner 4, Klasse 3c unter der Leitung von Elisabeth Dittrich einen Beitrag erarbeitet.

Im Schuljahr 2009/10 wurde das Unterrichtsfach Glück als Versuchsprojekt in den Schulen eingeführt. In diesem Fach lernen Kinder, dass sie schon etwas dazu beitragen können, um im Leben glücklicher zu sein. Elisabeth Dittrich unterrichtet bereits seit 2009 Glück in Integrationsklassen (gemeinsam mit ihrer Projektkollegin Anita Kürzel) der Neuen Niederösterreichischen Mittelschule Theodor Körner 4 in St. Pölten. Das Unterrichtsfach Glück wurde von Elisabeth Dittrich gestartet und wird gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Lirsch weiterführt.
Das erste Mal in Berührung mit dieser neuartigen Methode zu unterrichten kam sie in ihrer Ausbildung – PROvokativpädagogik an der Donau-Uni Krems.
Glück stellt in seiner bekanntesten Form eine Hochkonjunktur der Gefühle dar – eine Ausschüttung des Hormons Serotonin. Möchte man jedoch auf Dauer glücklich sein, braucht es Geduld und Beharrlichkeit, um dem Leben in einer positiv eingestellten Grundhaltung gegenüber zu stehen. Laut Elisabeth Dittrich hätten glückliche Menschen bessere Beziehungen, würden mehr verdienen, kreativer sein und schneller lernen. Das Unterrichtsfach Glück hat eine gewaltpräventative Wirkung und soll Schülern und Schülerinnen den Weg in eine gesunde, sozial gut integrierte, ausgeglichene Zukunft ebnen.
SchülerInnen der NNÖMS Theodor Körner 4
Nur wie kann man Kindern und Jugendlichen in der Schule Glück beibringen bzw. lernen/lehren glücklich zu sein?
Das Konzept beruft sich darauf, eine motivierende und angstfreie Umgebung, eine den Schülern und Schülerinnen gegenüber und untereinander wertschätzende, wohlwollende und freundliche Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich entwickeln können. Die Persönlichkeiten werden gestärkt, soziale Verantwortung und Selbstverantwortung werden übertragen, wobei die Lehrperson die Rolle eines Mediators einnimmt. Ebenso werden Fördermöglichkeiten durch Lerngruppen ins Leben gerufen. Gute SchülerInnen unterstützen Schwächere. Hierbei wird nicht nur das Netzwerk SchülerInnen gefestigt, sondern auch – nach dem Motto „Glücklich ist nicht nur der, dem geholfen wird, sondern auch der, der hilft!“ – Glück empfunden.
Educationaward 2013
Schüler und Schülerinnen Zuversicht und Lebensfreude als Grundstock ihrer Entscheidungen zu vermitteln beschreibt wohl den Leitfaden der sich durch das Projekt Unterrichtsfach Glück zieht. Laut Frau Dittrich gäbe es viele Methoden, die in der Schule anwendbar wären. Die Wichtigkeit liegt in der Freude am Tun seitens der Lehrperson, als auch der Schülerschaft und der wohltuenden Wirkung auf Körper und Seele. Außerdem sollten gewählte Methoden geistig herausfordern, um neue Erkenntnisse und gute Absichten erschließen zu können. 
 
Text: Verena Slama

Ausbildung: Donau- Universität Krems, Provokationspädagogik
Quelle: http://www.donau-uni.ac.at/de/studium/provokationspaedagogik/index.php 

Kleine Korrektur von Dr.in Rotraud Perner: das Studium PROvokativpädagogik gibt es ab Herbst 2014 an der Uni for life in Graz (http://www.uniforlife.at).

Die Kornelkirsche

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Frühe Blüte, aromatische Früchte

Blüte der Kornelkirsche,
Foto © Natur im Garten / Joachim Brocks
 Der Dirndlstrauch ist eine beliebte Heckenpflanze im Naturgarten. Die Kornelkirsche (Cornus mas), wie die Dirndl auch genannt wird, gehört zu den Hartriegelgewächsen. Ihr sehr hartes Holz wurde früher vor allem für Bögen und Pfeile, sowie zum Drechseln verwendet.
Die Pflanze liebt die Wärme und kalkige Böden. Dementsprechend häufig ist sie im Osten Österreichs (dem Pannonikum) zu finden, bevorzugt in trockenen Wäldern und Waldmänteln. Schon im Vorfrühling von Februar bis März erscheinen die gelben Blüten noch vor dem Laubaustrieb. Darüber freuen sich vor allem Wildbienen, die schon bei niedrigeren Temperaturen ausfliegen als die Honigbienen.

In der Hecke wird der Dirndlstrauch ungefähr 2 bis 6 Meter hoch und kann auch in Form geschnitten werden. Er verträgt Trockenheit und ist eher anspruchslos. Staunässe und verdichtete Böden mag er allerdings nicht so gerne. Ein sonniger Standort fördert den Fruchtansatz, ebenso wie das Vorhandensein wilder Dirndlsträucher in der Nähe, da sich einzeln stehende Pflanzen oft nicht selbst befruchten können. Deshalb immer eine Befruchtersorte dazu pflanzen, wenn es in der Umgebung keine Dirndln gibt.
Kornelkirsche, Foto © Natur im Garten / Joachim Brocks
Im Spätsommer reifen dann die aromatischen Früchte. Je nach Sorte hell- bis dunkelrot, ist ihre Reife daran erkennbar, dass sie schon etwas weich sind und beinahe vom Strauch abfallen. Wenn Sie die Früchte nicht gleich verarbeiten können, dann frieren Sie sie entweder ein oder Sie ernten schon vor der Vollreife. Mittelreife Früchte sind ungefähr eine Woche lagerfähig und reifen dann in dieser Zeit nach.
Reife Kornelkirschen schmecken erfrischend süß. Sie enthalten neben Gerbstoffen auch Vitamin C, Anthocyane und Flavonoide.
Die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: Roh zum Naschen, eingekocht als Marmelade, Gelee oder Sirup, getrocknet als Dörrobst – die Dirndln sind eine Bereicherung, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten!


Auch im Museumsgarten ist seit 2011 ein Dirndlstrauch, im Moment mit überreifen Früchten.

Dirndlstrauch im Museumsgarten mit reifen Früchten,
Foto: M. Schaar

Text: DI Barbara Schrattenholzer

Veranstaltungstipp:
13. September 2014: Naturgartenfest im Museumsdorf Niedersulz
Ein buntes Programm bietet die Aktion „Natur im Garten“ von 10.00 bis 18.00 Uhr beim Fest in Niedersulz: Textil- und Färbepflanzen bilden den heurigen Gartenschwerpunkt.
Mehr Informationen unter: http://www.naturimgarten.at/veranstaltungen/naturgartenfeste/naturgartenfest-niedersulz-0

Weitere Informationen:
„Natur im Garten“ Telefon +43-2742/ 74 333, www.naturimgarten.at

Frauenportrait # 28

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Christa Hauer - eine "Ausnahmefrau"

Christa Hauer, © Landesmuseum Niederösterreich,
Foto: Helmut Lackinger
 Christa Hauer, am 13. März 1925 in Wien geboren, wuchs in einem von Kunst bestimmten Umfeld auf: Ihr Vater Leopold Hauer war ein angesehener Maler, ihr Großvater Franz Hauer ein großer Förderer von Künstlern, darunter Albin Egger-Lienz, Oskar Kokoschka und Egon Schiele.
Ihre eigene künstlerische Ausbildung begann sie im Alter von 14 Jahren an der Kunstgewerbeschule in Wien, wechselte aber auf Wunsch ihres Vaters bereits zwei Jahre später an die Akademie der bildenden Künste, wo sie zunächst bei Herbert Dimmel, dann bei dem Spätimpressionisten Carl Fahringer Malerei studierte. Infolge des eingeschränkten Unterrichts während des Zweiten Weltkriegs setzte sie ihr Studium nach dem Kriegsende bei Fritz Wotruba fort und schloss es 1947 ab.
In den Jahren von 1950 bis 1953 arbeitete Christa Hauer als Werbegrafikerin. Während dieser Zeit kam sie in Kontakt mit dem avantgardistischen Künstlerkreis des 1947 gegründeten Art Club, wodurch sie nicht nur die abstrakte Kunst schätzen und lieben lernte, sondern auch den Maler Johann Fruhmann. Um der väterlichen Autorität zu entkommen, brach sie 1953 in die USA auf und ließ sich für etwa sieben Jahre in Chicago nieder, wo sie ihren Unterhalt erneut als Werbegrafikerin verdiente und ihre Begeisterung für die Malerei wiederentdeckte. Stark beeindruckt vom abstrakten Expressionismus und dem Action Painting fand sie bald zu einem eigenen künstlerischen Ausdruck.

Christa Hauer, © Landessammlungen Niederösterreich
Foto: Elfriede Mejchar
1957 heiratete sie Johann Fruhmann, der ihr in die USA nachgefolgt war, in Chicago, kehrte jedoch 1959 nach Wien zurück, um – wie in Amerika beschlossen – eine Galerie zu gründen. Der passende Ort war mit den Räumen über dem in Familienbesitz befindlichen Griechenbeisl in der Wiener Innenstadt rasch gefunden, sodass die erste Ausstellung bereits im Juni 1960 eröffnet werden konnte. In den folgenden zehn Jahren entwickelte sich die Galerie im Griechenbeisl zu einem wichtigen Forum zeitgenössischer Kunst und damit zu einer ernstzunehmenden Konkurrentin der Galerie nächst St. Stephan, die bis dahin als Zentrum der Wiener Avantgarde-Szene gegolten hatte. Als Gründungsmitglied und langjährige Vorsitzende der 1977 ins Leben gerufenen Internationalen Aktionsgemeinschaft Bildender Künstlerinnen (InªAkt) machte sich Christa Hauer außerdem bis Mitte der 1980er-Jahre für die Gleichbehandlung von Künstlerinnen stark. Von 1979 bis 1983 war sie darüber hinaus Präsidentin des Berufsverbandes der bildenden Künstler Österreichs (BVÖ) und bis 1992 österreichische Vertreterin in der International Association of Art (IAA ), für die sie 1987 das internationale Europatreffen organisierte. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1985 zog sich die Künstlerin aus dem kulturpolitischen Leben weitgehend zurück, um wieder reisen und auf Schloss Lengenfeld der eigenen künstlerischen Arbeit nachgehen zu können. Am 22. März 2013 starb Christa Hauer im Alter von 88 Jahren.

Text: Alexandra Schantl, aus dem Ausstellungsbegleiter der Ausstellung "Ausnahmefrauen - Christa Hauer, Hildegard Joos, Susanne Wenger" (30.11. 2013 – 12.10. 2014) im Landesmuseum Niederösterreich
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